Arbeitsdienst in "Maidenwald" (Memelland)

Eine Schulfreundin meiner Mutter berichtete über diese Zeit: Am Nachmittag des 15. März 1944 kam ich auf dem Mädewalder Bahnsteig an und wurde von einer Gruppe bereits eingetroffener "Leidensgefährtinnen" in Empfang genommen. Der Marsch zu unserm Barackenlager führte durch Massen von tauendem Schnee. Nur gut, daß die "Einkleidung" bald erfolgte; so hatten wir wenigstens das entsprechende Schuhzeug, die "Komorken" (Stiefel). Alles übrige - von Unterwäsche angefangen - begeisterte uns sehr viel weniger, zumal wir uns viele Kleidungsstücke erst mal passend machen mußten. Und in dieser Runde fleißig nähender und flickender angehender "Maiden" trafen wir uns wieder - Ihre Mutter und ich. Die Freude war riesengroß, besonders auch darüber, daß wir in der selben Kameradschaft von nun an unser Leben fristen durften. Zu einer Kameradschaft zählten elf Maiden und eine Kameradschaftsälteste, die schon länger "dabei" war. Natürlich waren wir in sechs Etagenbetten in einem Raum untergebracht; jeder wurde eine Waschschüssel aus Blech und ein schmales Spind für die RAD - Kleidung zugeteilt. Und an dieser Stelle kann ich etwas ganz Persönliches von Ihrer Mutter erzählen:

Sie war damals mit einem männlichen Wesen befreundet (ich meine sogar verlobt), dessen RAD-Zeit mit der Beförderung zum "Truppführer" ein rühmliches Ende genommen hatte. Das Foto von ihm "in voller Montur" - pinnte Brunhild nun an das Innere ihre Spindes, sozusagen als eine Art Schutzmacht bei plötzlichen Spindappellen. Ja, es herrschten auch in Mädewald Ordnung und Sauberkeit! Und wenn wir kritischen Führerinnenaugen nicht genügten, dann konnten wir unsere Siebensachen anschließend vom Boden aufsammeln!!!!

 

 Was uns das Leben in Mädewald aber in den ersten Monaten so leicht machte, war der Umstand, daß wir ein reines Abiturientenlager waren. Ein großer Teil der Maiden stammte aus dem Rheinland, und ihre Wesensart und die östliche von uns ergänzten sich hervorragend. Leider war diese Zusammensetzung nur ein Versuch; nach drei Monaten wurden wir auseinandergerissen und auf andere ostpreußische Lager verteilt.

Aus der Führungsetage hörte man nur Lob über die Einsatzbereitschaft, die Arbeitsmoral und die kulturellen Beiträge, aber elitär zu sein, vertrug sich nicht mit dem Gedanken der "Volksgemeinschaft"!

Ihre Mutter und ich blieben in Mädewald; wir hatten hier ja inzwischen besondere Aufgaben zugeteilt bekommen. Ihre Mutter war als Schulhel- ferin eingesetzt, und ich leitete einen Erntekindergarten.


Wie sehr hat meine Mutter sie vermisst: Die Weite der Landschaft ihrer Heimat im Osten; hier im Memelland

In meinem kleinen Tagebuch aus jener Zeit ist als etwas ganz Herausragendes ein Sonnagsurlaub am Wochenende 3./4.Juni vermerkt, der einzige, den wir damals erhielten... Unsere Eltern spendierten uns für die Rückfahrt ein Billet erster Klasse, und so reisten wir gemeinsam mit einigen hochdekorierten Offizieren.......

Im Juli mußten wir öfter nachts wegen Fliegeralarm unsere Baracken verlassen und Schutz(?) auf der grünen Wiese suchen. Aus der Ferne erlebten wir dann die Angriffe und wußten nicht, wo sich das Bombardement jeweils abspielte.....

Und dann kam der 1. August 1944 , in dessen früher Morgenstunde wir von deutschen Landsern aus den Betten geholt wurden. Sie waren fassungslos, uns derart ahnungslos noch "im Kriegsgebiet" vorzufinden. Ein paar Tage zuvor hatten wir Fahrräder - noch verpackt - geliefert bekommen; es handelte sich dabei um unsere "Fluchtfahrzeuge". Einige unserer Maiden waren allerdings des Radfahrens unkundig; Not und Angst waren gute Lehrmeister!

Arbeitsdienst im Memelland

 Arbeitsdienst in "Maidenwald" (Memelland)

Eine Schulfreundin meiner Mutter berichtete über diese Zeit: Am Nachmittag des 15. März 1944 kam ich auf dem Mädewalder Bahnsteig an und wurde von einer Gruppe bereits eingetroffener "Leidensgefährtinnen" in Empfang genommen. Der Marsch zu unserm Barackenlager führte durch Massen von tauendem Schnee. Nur gut, daß die "Einkleidung" bald erfolgte; so hatten wir wenigstens das entsprechende Schuhzeug, die "Komorken" (Stiefel). Alles übrige - von Unterwäsche angefangen - begeisterte uns sehr viel weniger, zumal wir uns viele Kleidungsstücke erst mal passend machen mußten. Und in dieser Runde fleißig nähender und flickender angehender "Maiden" trafen wir uns wieder - Ihre Mutter und ich. Die Freude war riesengroß, besonders auch darüber, daß wir in der selben Kameradschaft von nun an unser Leben fristen durften. Zu einer Kameradschaft zählten elf Maiden und eine Kameradschaftsälteste, die schon länger "dabei" war. Natürlich waren wir in sechs Etagenbetten in einem Raum untergebracht; jeder wurde eine Waschschüssel aus Blech und ein schmales Spind für die RAD - Kleidung zugeteilt. Und an dieser Stelle kann ich etwas ganz Persönliches von Ihrer Mutter erzählen:

Sie war damals mit einem männlichen Wesen befreundet (ich meine sogar verlobt), dessen RAD-Zeit mit der Beförderung zum "Truppführer" ein rühmliches Ende genommen hatte. Das Foto von ihm "in voller Montur" - pinnte Brunhild nun an das Innere ihre Spindes, sozusagen als eine Art Schutzmacht bei plötzlichen Spindappellen. Ja, es herrschten auch in Mädewald Ordnung und Sauberkeit! Und wenn wir kritischen Führerinnenaugen nicht genügten, dann konnten wir unsere Siebensachen anschließend vom Boden aufsammeln!!!!

 

 Was uns das Leben in Mädewald aber in den ersten Monaten so leicht machte, war der Umstand, daß wir ein reines Abiturientenlager waren. Ein großer Teil der Maiden stammte aus dem Rheinland, und ihre Wesensart und die östliche von uns ergänzten sich hervorragend. Leider war diese Zusammensetzung nur ein Versuch; nach drei Monaten wurden wir auseinandergerissen und auf andere ostpreußische Lager verteilt.

Aus der Führungsetage hörte man nur Lob über die Einsatzbereitschaft, die Arbeitsmoral und die kulturellen Beiträge, aber elitär zu sein, vertrug sich nicht mit dem Gedanken der "Volksgemeinschaft"!

Ihre Mutter und ich blieben in Mädewald; wir hatten hier ja inzwischen besondere Aufgaben zugeteilt bekommen. Ihre Mutter war als Schulhel- ferin eingesetzt, und ich leitete einen Erntekindergarten.


Wie sehr hat meine Mutter sie vermisst: Die Weite der Landschaft ihrer Heimat im Osten; hier im Memelland

In meinem kleinen Tagebuch aus jener Zeit ist als etwas ganz Herausragendes ein Sonnagsurlaub am Wochenende 3./4.Juni vermerkt, der einzige, den wir damals erhielten... Unsere Eltern spendierten uns für die Rückfahrt ein Billet erster Klasse, und so reisten wir gemeinsam mit einigen hochdekorierten Offizieren.......

Im Juli mußten wir öfter nachts wegen Fliegeralarm unsere Baracken verlassen und Schutz(?) auf der grünen Wiese suchen. Aus der Ferne erlebten wir dann die Angriffe und wußten nicht, wo sich das Bombardement jeweils abspielte.....

Und dann kam der 1. August 1944 , in dessen früher Morgenstunde wir von deutschen Landsern aus den Betten geholt wurden. Sie waren fassungslos, uns derart ahnungslos noch "im Kriegsgebiet" vorzufinden. Ein paar Tage zuvor hatten wir Fahrräder - noch verpackt - geliefert bekommen; es handelte sich dabei um unsere "Fluchtfahrzeuge". Einige unserer Maiden waren allerdings des Radfahrens unkundig; Not und Angst waren gute Lehrmeister!