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Lehrer und Organisten als

Prekariat des Rokoko

 

Dieses Gewinsel über unsere harten Zeiten, ich kann es nicht mehr hören. Über böse Banker, die Globalisierung, und die Verarmung weiter Schichten unserer Bevölkerung. Nachdem ich schon einige Jahre immer mal wieder Geschichte von unten (Genealogie) betreibe, und monatelang in Ländern der Dritten Welt gelebt habe, kann ich nur verächtlich fragen: Ist Euch eigentlich klar, dass es uns selten so gut gegangen ist, wie heute, und dass die große Mehrzahl unserer Mitmenschen uns um unsere "neue Armut" nur beneiden kann?

Hier ein Beispiel aus der "Guten Alten Zeit:

Dazu berichte ich über meinen Vorfahren Siegfried Christoph Stötzer und seine Familie, der im Juni 1749 46jährig zu damals durchus üblichen Bedingungen einen Ruf ans Bremer Gymnasium erhielt. Erst im Januar war ihm, noch in Köthen, eine Tochter geboren worden, die später meine Ahne wurde.

Allerdings wurde von ihm erwartet, dass er auch die Leitung der Kirchenmusik der Bremer Gemeinden übernehme. Natürlich erhielt er dafür ein paar Taler extra. Stötzers Arbeit hinterließ einen durchaus guten Eindruck. Schon nach etwa einem Jahr machte er Vorschläge zur Reorganisation des Schulchores.

Und ein Stück nach einer seiner Melodien wird selbst heute in einer Sammlung für Posaunisten veröffentlicht.

Offensichtlich war es damals nicht außergewöhnlich, dass selbst Personen in geachteter Stellung regelrecht am Hungertuch nagten. 1759 berichtet der Bremer Historiker, Theologe, Philologe, Lehrer, Übersetzer und Autor Johann Philipp Cassel, der Stötzer eine außergewöhnlich gute Qualifikation bescheinigt hatte, über ihn und seine Familie:

"Die Kinder ... sind alle gleich klein, sehen ausgehungert aus, gehen gleich nackt. Die Frau ist wie ein ausgedörrt Skelett, das noch so eben in der Haut hänget. Die zerarbeitet sich Tag und Nacht unter diesen kleinen Würmern bis aufs äusserste."

Trotzdem versah Stötzer seine zwei Dienste bis zu seinem Tode am 23. Febr. 1773 - wohl mit 70 Jahren - weiter.

Nun müssen wir nicht glauben, das der wackere Musiker diese Stellung etwa aus Not ergriffen hätte. Siegfried Christoph Stötzer war 1730 aus Harzgerode nach Köthen gekommen, wo er als Cantor & 3. Colleg. bei der reformierten Kirche & Schule sein Geld verdiente. Dazu gab er noch Instrumental- und Gesangsstunden.

Soweit Zustände im Rokoko; man könnte vielleicht auch vom Zeitalter der Aufklärung sprechen. Na klar können wir uns immer vieles wünschen ... Waren die bösen Banker etwa damals schon zugange? Oder diese Neofaschisten?

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Rokoko 1730-1775 (oder -80) / Aufklärung

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Bremische Musikgeschichte von Rosteck, Oliver 17.80 EUR

Bremische Musikgeschichte von der Reformation bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts

3.2.: Der Kantor der städtischen Lateinschule , 3.2.13.: Siegfried Christoph Stötzer

 

Versuch einer Geschichte der kaiserlichen und reichsfreyen Stadt ... - Google Buchsuche-Ergebnisseite
Christian Nicolaus Roller, Christian Nicolaus Roller - 1800 - Bremen (Germany)
Siegfried Christoph Stötzer, in III. u. IV. auch c»ntor. »Z» 1773, d. 23 Febr. '753- Heinrich Wilhelm Jacob Heger, in VI. hernach seit ...
books.google.de/books?id=_3BHAAAAYAAJ...

 

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