Mindestens seit Beginn der Neuzeit lebte meine Familie Gruner in Thüringen. Zu Thüringen gehörte bis Ende des ersten Weltkrieges auch Coburg, das erst dann zu Bayern wechselte. In diesem Abschnitt beschränke ich mich auf die Familie Gruner im heutigen Thüringen. In besonderer Weise haben hier Verwandte von mir an einem Stück Religionsge- schichte, nämlich der evangelischen Reformation mitgewirkt. Das gilt auch für die Entstehung Thüringens als Ergebnis dieser und der daraus folgenden Religionskriege. Durchaus nicht der einzige Familienangehörige, die hier an so bedeutender Stelle tätig wurde, dass dies bis heute nachweisbar ist, war Friedrich Mykonius. Deshalb sind die Reformation und die Entstehung Thüringens Teil unserer Familienge- schichte. Angehörige der Familie Gruner war waren schon als hohe Landesbeamte vom Schicksal ihres Dienstherren betroffen, und ich zähle noch weitere Reformatoren zu meinen Angehörigen (hierzu weiter unten). Wis sind mitten in der Reformationszeit und in der Politik, denn eine Trennung von Kirche und Staat war damals noch nicht vorstellbar. Deshalb halte ich auch das Mär- chen für Unsinn, die Entwicklung Deutschlands leide daran, dass es nie eine erfolgreiche Revolution gegeben habe. Nein, die Durchsetzung der Reformation Luthers war eine Revolution, die sich erst nach Jahrhunderten und grausamen Kriegen durch gesetzt hat. Und dann waren in die Reformation von Anfang an auch Staaten ein gebunden. Dass diese damit aus der Reichsordnung und deren religiösen Elementen aus brachen, liegt einfach außerhalb des Blickfeldes von "progressiven" Welterklärern. Grund ist das verengte Blickfeld der in weiten Kreisen "links" beeinflussten Öffent- lichkeit. Allein einen religiösen Konflikt als Grund für etwas so "Fortschrittliches" wie eine Revolution - unvorstellbar. Dabei ging auch die Reaktion der katholischen Kirche auf die von Martin Luther in Wittemberg ausgehende Reformation weit über den Bereich von Religion und Kirche in heutigem Verständniss hinaus und blieb durchaus nicht auf geistige Auseinander- setzungen beschränkt. Hatten doch sowohl der Vatikanstaat als auch der deutsche Kaiser militärische Machtmittel und den Willen, diese auch zu nutzen. Die seit dem Konzil von Trient und etwa 1545 verfolgte Strategie der römisch- katholischen Kirche zur Rückdrängung des sich etablierenden Protestantismus wird kurz als Gegenreformation bezeichnet. Diese umfasste sowohl den kirchenpolitischen, als auch den weltlichen Bereich, einschließlich gewaltsamer Maßnahmen unter Einbindung des katholischen Kaisers und seiner Armeen. Sie dauerte bis ins 18. Jahrhundert an. Ihre Mittel waren Krieg gegen die protestantische Zivilbevölkerung, Diplomatie, staatliche Unterdrückung, missionarische Rekatholisierung, und sie gipfelte im Dreißigjährigen Kriege. Natürlich hinterließ diese harte Auseinandersetzung Spuren im "gesunden Volks- empfinden" auch der Protestanten. Katholiken wurden oft als Papisten, wenn nicht gleich als Werkzeuge des Teufels bezeichnet. Auch die Protestanten, oder wie Luther es nannte Evangelischen, fassten ihre Gegner durchaus nicht mit Samthandschuhen an. Es konnte durchaus geschehen, dass wichtige Anhänger einer anderen protestan- tischen Richtung verbrannt wurden. Nun, wenigstens eine saubere Lösung... Erstens bin ich sicher, dass das noch einen gemeinsamen Widerstand der christ- lichen Kirchen gegen die Nazis erschwert hat. Und selbst, als ich in den 60ger Jahren auf die Volksschule ging, waren nicht nur Jungen- und Mädchen, sondern auch evangelische und katholische Schulen ganz normal. Nicht nur an meiner Volksschule (Ihre Klasse 1-4 entsprachen der heutigen Grundschule, Klasse 5-8 der Hauptschule) lief eine unsichtbare Linie über den Schulhof, die evangelische und katholische Schüler der Karlschule voneinander trennte. Es war nicht ungefährlich, auf die falsche Seite zu geraten, wenn nicht grade ein Lehrer in der Nähe war. Lassen Sie mich jetzt genauer zu unserem Vorfahren, dem Reformator Friedrich Myconius kommem, über den in dern letzten 150 Jahren mehrere Bücher veröffent- licht wurden. Leider ist zur Zeit nur eines, geschrieben von einem fanatisch luthe- rischen Autoren, wieder auf gelegt erhältlich. Und der war nicht einmal in der Lage, sein Werk mehr als alle paar Seiten in Absätze zu unterteilen. Nun in die frühe Neuzeit, in der unser UrUrUr lebte. In jeder Ecke trieben sich noch die Gespenster des Mittelalters herum. Das Reich mit dem Kaiser an der Spitze war ein loser Staatenbund. Jeder dieser Staaten fühlte sich verpflichtet und berechtigt, auch für eine angemessene religiöse Ordnung zu sorgen. Von solchen für uns eher absonderlichen Vorstellungen frei waren vor allem die Raubritter. Ich möchte erst genauer auf die Umstände in der näheren Umgebung Mykonius ab 1516 ein gehen, als er in Weimar auf tauchte, denn ab dann wurde sein Leben wirklich bemerkenswert. Weimar in Thüringen lag damals in Kursachsen. Das heißt, sein damaliger Landes- herr war Kurfürst Friedrich der Weise. Und Kur-? Das weist darauf hin, dass der das Recht hatte, bei der Wahl eines neuen Kaisers seine Stimme ab zu geben. Die Kür ist ja noch heute etwas, das man sich aus wählen kann; auserkoren heißt auserwählt, und die Engländer sagen bis heute choose. Zu dieser Zeit gab es teilweise heftige Konflikte, weil sowohl die römische Kirchen- spitze als auch viele weltliche Landesherren versuchten, immer mehr Geld aus der Bevölkerung heraus zu pressen. Dabei war das lange vor der Energiewende. Versuche, die Kirche und ihr Verhalten zu verbessern gab es eine ganze Reihe. Von diesen Reformatoren möchte nur auf den Anfangs noch Mönch Martin Luther ein gehen, einen persönlichen Freund und Verbündeten mehrerer unserer Vorfahren und damit Teil unserer Familiengeschichte. Entscheidender Unterschied seiner Religionsauffassung war die persönliche Bezie- hung zwischen Menschen und Gott. Wir sind alle Sünder, brauchen aber für Gottes Gnade keine Priester. Natürlich muss ich es auch pschychotherapeutisch sagem: Erst Gottes Gnade macht uns alle ok. Damit ist der Ablasshandel plötzlich ein Betrug der katholischen Kirche. Wir werden so zu sagen alle Priester und können deshalb das Abendmal in beider Form (auch den Wein) empfangen. Sie wissen ja, dass auch die Ehelosigkeit der Geistlichen wieder auf gegeben wurde. Nun aber lass uns endlich zu dem kommen, was zu Lebzeiten von Onkel Mykonius aus all dem wurde. Friedrich Myconius = * Mecum 26.12.1490 in Lichtenfels in Franken / am Main, fordert etwa 1503 in St. Annaberg vom Ablassprediger Tetzel kostenlose Absolution, 1510 ins Franziskanerkloster Annaberg, 1516 Mönch im Kloster Weimar & kath. Prediger in Weimar, trifft 1518 Martin Luther (also ziemlich frisch nach der Veröffentlichung von dessen Thesen ´17). 1524 Flucht aus Gefangenschaft wg. Ketzerei, nach Gotha, dort ev. Prediger, ∞ 1526 Gotha, 1529 Superintendent in Gotha, Freund Martin Luthers, der z.B. wollte, dass Mykonius sein Begräbniss organisiert, aber er war da schon zu krank, und starb genau 7 Wochen später als Luther. 1538 reiste Mykonius mit einigen Kollegen als kurfürstlicher Gesandter zum König von England. Der wollte als Gründer des Anglikanismus die Protestanten als Verbün- dete gegen den Papst. Die anglikanische Kirche war entstanden, weil Heinrich VIII. wieder mal eine neue Ehe ein gehen wollte, um endlich einen Sohn als Tronfolger zu bekommen. Deshalb wandte sich dieser König gegen die römische Kirche, ließ sich zum Ober- haupt der englischen Kirche ernennen und verlangte von allen Beamten und Geistlichen den Suprematseid. Schließlich wurden es sechs königliche Ehen. Scheidungen aber lehnten nicht nur der Papst, sondern auch der evangelische Kurfürst und natürlich seine erzprotestantischen Unterhändler ab. Zu einem Bund gegen den Papst kam es darum nie. 1839 wird Mykonius mit der Organisation der Reformation in Leipzig beauftragt, zermürbend und gefährlich. Ab dann wird er mehr und mehr leidend. 1541 erhält er einen Brief von unserem Verwandten Joachim Mörlin (kommt noch). Mit dem Kurfürsten schreibt er sich Abschiedsbriefe und stirbt schließlich am 7.4.1546 in Gotha. Als Reformator war Friedrich Mykonius bedeutend genug, dass Sie schon in Wikipediea weit mehr zu ihm finden können. Natürlich waren mit seinem Ableben weder die Reformation, noch die Geschichte Thüringens beendet. Dieses Land sollte ja erst noch seiner heutigen Gestalt nahe kommen. Ja, auch das ist Familiengeschichte. Dass das alles zusammen hängt, daran ist der Amtschosser Johann Gruner (der Ältere, geb. 1518 (oder -19?) in Altenburg, gest. 11.7.1575 in Friedrichsroda) schuld, der Friedrich Mykonius Töchterlein Ottilia zur Gattin nahm und es trotz seiner starken beruflichen Belastung nicht versäumte, sie mehrfach zur Mutter, z.B. von Johann Gruner dem Jüngeren zu machen. Sie vermuten ganz richtig, dass auch dieser Knabe unser Vorfahr war. Stark verein- facht könnte man seiner Tätigkeit vielleicht mit Landrat nah kommen. Nun hatten Staaten damals keine großen Apparate. Deshalb waren zu jener Zeit Amtschosser oder -schösser regionale Landesbeamte eines Gebietes. Wirtschaftlich hatten sie eine gute Position und besaßen oft Häuser und Weinberge. Um Möglichkeiten zur Korruption ein zu schränken, wurden solch wichtige Beamten in regelmäßigen Abständen versetzt. Unser möglicherweise nach Gotha. Irgendwie muss er Mykonius ja kennen gelernt haben. Ich habe zwar inzwischen die mehrere Zentimeter dicken Dienstakten der beiden Amtschösser Johann Gruner, bin aber noch nicht dazu gekommen, sie durch zu lesen. Kinder, Musik, Politik - Rentnerstress. Sie sind in damaliger Kurrent geschrieben, etwa der Handschrift zur Fraktur. Diese Kanzleischrift war bruchlos aus aus der Handschrift der letzten Aera des römischen Reiches entstanden. Was wir heute "lateinische Schrift" nennen, hatte vor allem der Beschriftung von Monumenten jeglicher Art gedient. Ich muss sehen, wie lange ich mich dort einarbeiten muss. Und natürlich war Johann der Ältere wirklich lutherisch, nicht so ein Larifari-Protestant. Wir werden noch darauf" kommen, dass dies auch später in Coburg für die Familie Gruner zu traf. Natürlich bekam dieser Johann Gruner auch den ersten, schmalkaldischen Religionskrieg und dessen Folgen hautnah ab. Ganz nebenbei möchte ich hier erwähnen, dass auch die Pest damals mal hier hin, mal dort hin zog, und dass einer seiner Enkel, ein Pfarrer, ihr mit fast seiner ganzen Familie zu Opfer fiel. Der Schmalkaldische Krieg 1546 - 47. Eine Art Vorläufer des Dreißigjährigen Krieges, bloß dass damals noch nicht halb Europa mit hieb und stach, sondern lediglich der Vatikan auf Seite des von ihm auf gehetzten katholischen Kaisers Karl V. Da ein Krieg zwischen Kaiser und evangelischen Fürsten (= Landesherren) schon geraume Zeit gedroht hatte, hatten sich diese zur Verteidigung schon 1531 zum Schmalkaldischen Bunde zusammen getan, und Mykonius hatte dort mehrere Gottesdienste ab gezogen. Es hatte sich einiges geändert seit dem. Zum Beispiel war inzwischen Johann Friedrich Kurfürst von Sachsen, und wurde als der Großmütige bezeichnet. Wir werden gleich sehen, warum ich ihn eher als der Trottel bezeichnen möchte. Während sein Vater sorgfältig darauf geachtet hatte, dem Kaiser keinen Vorwand zum Angriff zu geben, entschlossen sich die Fürsten des Schmalkaldischen Bundes 1546 zum Präventivkrieg. Leider, ohne wirklich durch zu planen, wie eigentlich dieser geführt werden sollte. Sie ließen zu, dass der Kaiser in aller Ruhe seine Truppen sammeln konnte, und schlampten dann fahrlässig bei der Sicherung der wichtigen Verteidigungslinie Elbe. Bei der daraus folgenden für die evangelischen Fürsten und ihre Truppen katastro- phalen Schlacht wurde nicht nur Johann Friedrich, Kurfürst von Sachsen gefangen. Und damit war der Dienstherr unseres Ahnen Johann Gruner der Ältere weg vom Fenster. Was bedeutete das für Johann Gruner und seine Familie, seine Frau Ottilia Gruner und die Kinder der beiden? Ich denke dabei an unseren Vorfahren Johann Gruner den Jüngeren, der zur Zeit dieser Umwälzungen etwa 7 Jahre alt war, und dessen Geschwister. Zum Glück konnten die Söhne von Fürst Johann Friedrich das Land in seinem Auftrag weiter verwalten. Das Land? Ein wesentlich kleineres, z.B. ohne Wittenberg, das nur noch die Region Thüringen abdeckte. Sachsen und seine Kurwürde fielen an seinen Vetter Moritz, der auf Seiten des Kaisers getreten war.Johann Friedrich musste als Herzog des heftig verkleinerten Thüringen weiter machen, auch wenn er und seine Nachkommen nie davon abließen, sich als "von Sachsen-Pipapo" zu bezeichnen. Natürlich war bei der Konsodilierung des Herzogtums auch für Schosser genug zu tun. Johann Gruner der Ältere z.B. wirkte wesentlich bei der Gründung der Uni Jena mit, sei es, dass er die ersten Professoren und Studenten in die Stadt führte, sei es bei der Ausstattung der Uni-Bibliothek. Damit sollte der Ersatz gestellt werden, der nach dem Verlust Wittembergs mit seiner Universität notwendig war. Schon, um eine Ausbildung der Geistlichen nach der eigenen Überzeugung sicher stellen zu können. Von wegen Trennung von Kirche und Staat... Überhaupt wurde an der Uni Jena später einer der Söhne Johann Gruners des Älteren Professor. Über diesen ist noch zu berichten, dass er gut lutherisch war und Bibelkommentare Luthers auf Lateinisch las. Über seinen Sohn Johann Gruner den Jüngeren werde ich dann mehr berichten können, wenn ich dessen Dienstakten entziffert habe. Gehen wir nun einige Zeit weiter, als sich unsere Familie Gruner in Coburg nieder gelassen hatte, dass damals noch nicht zu Bayern gehörte, sondern einer der thürin- gischen Kleinstaaten war.Und das hieß: Die Coburger waren weiterhin lutherisch, wie es ein großer Teil bis heute ist, selbst wenn sie vielleicht nur noch wissen, dass sie evangelisch sind, auch wenn sie heute zu Bayern gehören. Ganz gewiss galt das auch noch für die Angehörigen unserer Familie Gruner nach 1600 in Coburg, wo sie sich mit Nachfahren der Familie Mörlin vermischte, der zur Reformationszeit abenfalls mehrere bis heute unvergessene lutherische Kirchen- männer an gehörten. Zwischen Familie Mörlin und Friedrich Mykonius hatte Briefwechsel bestanden. Ich bin sicher, dass beide Familien das auch noch wussten, und dass dies Bewusstsein die Verbindung wesentlich erleichterte. Gruners waren sozusagen für Reformatorenfamilien standesgemäß. Wegen der grundlegenden Tatsachen kann ich mich hier einfach auf diese Darstellung von mir berufen. Auch können wir feststellen, dass Mörlin und andere Vorarlberger Reformatoren auch in ihrer Heimat nicht vergessen sind. Die Tochter Cordula von Maximilian Mörlin, der nicht nur als Superintendent geradezu eine theologische Karriere gemacht hatte, wurde als Gattin des Superin- tendenten Johann Erhard Montanus Schwiegermutter des Coburger Buchhändlers Friedrich Gruner (1594 - 1638), Bruder eines Gruners, der mit fast seiner gesamten Familie der Pest zum Opfer fiel. Aber das war eine Kleinigkeit. Viel schlimmer waren die verheerenden Folgen der politischen Streitigkeiten zwischen verschiedenen europäischen katholischen und evangelischen Staaten, bei denen in manchen Regionen grade Süddeutschlands bis zu zwei Dritteln der Bevölkerung verreckten (30jähriger Krieg 1618-1648). Sie gingen auch an unserer Familie nicht vorbei. Zwei Mal, 1632 und 1635 erlebten Friedrich und Maria geb. Montanus sowie ihr Sohn Friedrich Gruner 1629 - 1666 , wie die Kaiserlichen, d.h. Katholischen die nun von ihren Herrschern verlassene thüringische Residenzstadt Coburg eroberten. Übrigens
wurde der 30jährige lange auch Zweiter
Deutscher Krieg (nach dem Schmalkaldischen) genannt.
Nun will ich auch noch etwas genauer auf das ein gehen, was ich über meine Vorfahren mit dem Namen Gruner weiß. Keine aktiven Reformatoren, sondern gläubige Christen und hohe Beamte. Der älteste für mich sicher einsortierbare meiner Gruners war der 1518 oder -19 in Altenburg geborene Johann Gruner, 1543 Amtsschreiber bei dem Schosser Wolf Töpfer in Jena, 1547 Schosser (und Landrichter) in Jena, Georgenthal und 1568 in Reinhardsbrunn. Hier starb er 56jährig, und wurde am 13.7.1574 in (oder doch an?) der Kirche von Friedrichsroda bestattet. 1577 lebte nur noch seine Witwe Ottilia. In Altenberg scheint meine Familie schon gegen Ende des Mittelalters recht gut situiert gewesen zu sein, nur die genauen Verwandschaftsverhältnisse kann ich in so weit leider bisher noch nicht belegen. Als wohl ältesten bekannten Vertreter meiner Familie betrachte ich z.Zt. Domherr Magister Andreas Gruner am Georgenstift. Deutlich vor 1500 stiftete er Kirchenbänke und eine Predigerstelle. Bin ich nachher etwa seine Wiedergeburt? Gut, dass mein Vorfahr seine Heimatstadt in kurfürstlichen Diensten verließ, sonst wäre er wohl wie ihre meisten Bewohner dem 30jährigen Kriege zum Opfer gefallen, und Sie könnten nicht diese Homepage lesen. Noch kurz ein paar Sätze zur zeitlichen Einordnung der frühesten meiner mir zur Zeit bekannten Gruners - wir befinden uns in den frühesten Tagen der Neuzeit. Dass Amerika ein neuer, vierter Kontinent war, setzte sich allmählich in den Köpfen fest, und Fernando Magellan begann 1519 die erste Umrundung der Welt. Nur 18 von seinen mehr als 200 Seeleute kamen 1522 zurück; 5 weitere konnten sich 1525 wieder nach Spanien durchschlagen. Magelan selber war noch auf den Phillippinen im Kampfe gefallen. Aber nun zurück zu den Gruners. Johannes Gruner wurde auch Grunert und Grunder geschrieben. 1518 oder -19 wurde er geboren, kurz nachdem Martin Luther seine 95 Thesen veröffentlicht - und bei denen ist noch nicht einmal sicher, ob er die lediglich in Briefen versandt, oder wirklich an eine Kirchentür genagelt hatte. 1531 trat er in den öffentlichen Dienst ein, 1540 im Ziegenruck, war 1543 / 44 Amtschreiber in Jena, 1568 Schösser in Reinhardsbrunn. Auch an der Errichtung der Jenaer Universität wirkte er mit: Um Johann Gruners Wirken und sein Umfeld etwas besser einschätzen zu können: Es handelt sich um das Zeitalter der Religionskriege. 1547 war Kurfürst Johann Friedrich 1. von Sachsen im Schmalkaldischen Kriege (1546/1547) vom katholischen Kaiser Karl V. gefangen genommen worden und hatte einen Großteil seines Territoriuns mit der Universität Wittenberg sowie die Kurwürde verloren. Seine Söhne führten die Amtsgeschäfte im danach zu den sog. Sächsichen oder Ernestinischen Herzogtümen zersplitterten Reststaat weiter, dem heutigen Thüringen und Coburg. Unter Mithilfe meiner Familie wurde dann die Universität Jena als Ersatz für die verlorene in Wittenberg gegründet. Natürlich war die gute Ausbildung zahlreicher Söhne selbst für "Besserverdienende" teuer: Johann Gruner und danach seine Frau hatten am Ende Steuerschulden, und seine Witwe Ottilia bat 1577 um Steuererlaß. Interessant übrigens, dass selbst ein Städter von Rang und Namen wie er auf landwirtschaftliche Einnahmen angewiesen war. Als ein Grund für nicht gezahlte Steuern wurden auch mehrere Jahre miserable Weinernte angegeben. Etwas Bauchschmerzen habe ich schon beim derzeitigen Datenstand: Johann und Johannes müssten gleichzeitig Schösser in Jena gewesen sein, oder werden sie teilweise verwechselt? Und hat Johannes tatsächlich seine Beruf unterbrochen, um 1558 in einer anderen Stadt Jura zu studieren? 1568/69 verfasste er das neue Rent-, Geschoß- und Steuer Buch für das Amt Jena, war hier also (wieder?) Schosser. Nun noch kurz zum Beruf des (Amts)Schossers. Schosser (oder Schösser) waren in den Sächsischen Staaten jener Zeit erst der oberste, landesunmittelbare Registratur- beamte eines Amtes, der untersten Landesbehörde (manchmal war dies auch eine andere Behörde, z. B. eine Stadt) unter einem regelmäßig adeligen Amtmann. Später übernahmen Sie oft dessen Aufgaben. Deshalb wurden sie nicht gerne in ihrer Heimatregion eingesetzt, weshalb Ziegenrück nicht, sondern eine andere Stadt der Region als Heimat Johann Gruners des Älteren in Betracht kommt. Es ist wahrscheinlich, dass schon der erste Gruner, der Schosser wurde, aus einer Familie mit einigem Ruf kam. So war es durchaus üblich, dass Schosser z. B. aus Familien kamen, die schon Stadträte gestellt hatten. Beide waren offensichtlich fertig ausgebildete Juristen. Ich halte es für wenig wahrscheinlich, dass sie noch einen adligen Amtmann vor der Nase hatten. Am 6.4.1548 meldete er: "Am 19. März 1548 kamen Dr. Victorin Strigel von Erfurt mit ca. 20 Studenten an, zog bei Nickel Graefe, alias Meyer, ein, ging dort zur Kost und fing zu Ostern (1. April) an zu profitiren, alles war zueinander freundlich, auch ließen sich etliche Bürger in der Professoren matriculam einschreiben." Im Februar 1550 gibt Gruner das bisher in der Sakristei des Dominikanerklosters Jena aufbewahrte Anschauungs-, Karten- und Bildmaterial an den Bibliothekar Johannes Heuglin heraus. In LP (Roth 3867) steht dazu: "Besonders hat er (Gruner) sich in Jena bei Erbauung des Collegiums und Errichtung der Universität bemüht."
Schon Mai 1961 waren in der Zeitschrift "Archiv für Sippenforschung zwei von mir nicht belegte Tatsachen festgehalten worden: Es gab zwei Schösser, Johann und Johannes Gruner, Vater und Sohn, von denen auch die Coburger Gruners abstammen. In drei Artikeln von kenntnisreichen (und alle mit mir verwandten) Genealogen zu dem Thema Johann Gruner und Familie wurden zwar manche Einzelheiten, nicht aber die hier genannten Sachverhalte bestritten. Ich nehme sie daher für gegeben hin.Die Tätigkeit der beiden Amtsschosser Johann Gruner macht es immerhin sehr gut denkbar, dass Salomon von ihnen abstammt und grade auch deshalb Stadtrat wurde.Zunächst also folgte Johannes Gruner, in Genalogenkreisen als der Jüngere bekann. Er stand nie in kurfürstlichen, sondern gleich in herzoglichen Diensten - sein Dienstherr hatte mit dem Schmalkaldischen Kriege auch seinen Titel als Kurfürst verloren. 1558 war er Studi in Erfurt, ab 1549 Amtsschösser in Jena und 1592 Notar in Gotha ?? Wie schon oben gesagt, herrscht in genelogischen Fachkreisen seit einiger Zeit Einigkeit darüber, daß Salomon Gruner Sohn Johannes Gruners des Jüngeren war. Sie wissen Bescheid? Sagen Sie´s mir bitte! Lange erst ab Jena greifbar Beide hatten auch in Jena eine Ruf als vermögende, einflussreiche Männer hinter- lassen. Kein Wunder, dass ihr Nachfahre, der Verleger Salomon Gruner, dann 1604 hier Ratsherr wurde. Auch dessen Sohn und Enkel waren Buchhändler. Es folgen Jahrhunderte Geschichte und Geschichten. Also rein ins Vergnügen, rein in tiefer! face="Georgia" size="+2">eine dicke Ladung Daten, Geschichten und Bilder.
Lange mein
älteste mir bekannter Gruner- Vorfahr war Salomon Gruner, der
1604 von Johannes, von Gottes Gnaden Herzog zu Sachsen als Jenaer
Ratsherr bestätigt wurde, nach Angaben von Verwandten. Sohn und
Enkel, die meine Vorfahren wurden, waren auch Buchhändler;
Sohn Wolfgang, ein Pfarrer, fiel 1644 in Esperstadt im Mannsfeldschen
mit fast seiner ganzen Familie der Pest zum Opfer. Als ich
diese Urkunde zum ersten Mal zu Gesicht bekam, war ich wohl der erste
westeutsche Besucher im Jenaer Archiv - die innerdeutsche Grenze war erst seit Kurzem offen. Der Tod meines Vaters 1989 und daraufhin das Auffinden des bis zu Salomon Gruner zurückreichenden Stammbaums hatten mein Interesse an der Familienkunde, sprich Genealogie geweckt. Schon bis 1992 hatte ich Hinweise auf einen Johannes und Ottilia Gruner. Nach meiner lebensgefährlichen Verletzung herrschte bei mir genealogisch viele Jahre lang Ruhe im Gebälk. Erst nach 2001 stellte ich meine Daten ins Netz, und 2005 gab es auch darauf hin einen echten Durchbruch. Ich erfuhr aus ganz um Jahrzehnte nacheinander und hunderte Kilometer voneinander entfernt entstandenen Quellen, und dann aus der Kopie eines Artikels einer genealogischen Fachzeitschrift, der mir unversehens in die Hände fiel, daß Schosser Johann der Vater Salomon Gruners gewesen sei. Leider fehlt mir noch jeder konkrete Grund zu dieser Aussage. (Falls Sie hier mehr wissen sollten, wäre ich für Aufklärung dankbar: gruner@a-gr.net). Hier mein aktueller Wissensstand zu Leben und Treiben meiner Familie Gruner in und um Jena. Über "meinen" Jenaer Ratsherren und Buchhändler und seine Nachfahren wissen wir:
V - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - &*** Salomon
Gruner, 1608
Studi in Jena (gleicher Vor- und Nachname, gemeinsames Studium), In die Jeanaer Kirchenbücher eingetragen wurden erst die Kinder Salomon Gruners mit Appollonia, nämlich: 1613 Johann Jacob, 1615 Jacobus & Christopherus, 1619 Eva, 1612 Andreas, 1623 Amplonia, 1631 Hans Georg. Johann Jacob ließ sich später als Chirurg in Hof im Voigtlande nieder. Nach einem ererben Stammbaum lebte mein zum Zeitpunkt seiner Entdeckung, 1989 für mich noch erster bekannter Vorfahr Salomon Gruner von 1567-1632. (Oder starb er erst 1640?) Mehr von ihn (und seinen Kindern; zu ihnen mehr im Stammbaum und unter Coburg) berichtet Fr. Lütges Buch "Geschichte des Jenaer Buchhandels", das 1929 in Jena erschien. Nach ihm ist Salomon Gruner "zusammen mit Kollegen … innerhalb des Jenaer Buchhandels ihrer Zeit eine beachtliche Stellung einzuräumen, vor allem… die sich vornehmlich als Verleger juristischer und noch mehr theologi- scher Werke einen Namen machten. Sie alle taten sich zusammen und brachten die Handlung Jacob Trösters ... an sich, trennten sich aber bald....": "Salomon Gruner [... Wir hören von drei Kindern. Wolfgang wird Pfarrer, Friedrich Buch- händler in Coburg, Appolonia verheiratet sich mit Peter Brößel] ist seit dem Jahre 1593 bekannt, mit dem Jahre 1625 verlieren wir ihn aus dem Gesicht. ... haben scheinbar ziemlich regelmäßig die Messen besucht, beide werden neben zahlreichen anderen Buchhändlern aus ganz Deutschland 1597/8 in den Konkurs von Christof Kirchner (Leipzig) ... hineingezogen. Wir erfahren in ersterer Angelegenheit, daß Salomon Gruner dabei 27f1 20gr 6pf zu fordern hat, auch sie lassen sich bei der Auseinandersetzung von dem Leipziger Buchhändler Hennig Gross vertreten. Die Aufstellung seiner Verlagsproduktion werde ich Ihnen hier ersparen; Sie finden sie im angegebenen Buch. 1594 hatte Salomon Gruner ein Privileg zum Verkauf lateinischer Schriften erhalten. Er verlegte vor allem theologische und juristische Werke. Nach Apel "Jenas Einwohner von 1250-1600" ist Salomon Gruner, 1564-1630 am 8. 6. 1612 im Aufgebot mit Apolonia Steiner von Saalfeld. Sein erstes Weib war am 19. 7. 1611 verstorben (Apel a.a.O.); wenn Friedericus, Wolfgangus und Salomon 1608 schon in Jena studierten, war sie meine Vorfahrin. Aber wann starb er selbst wirklich? Sicher wurde der Buchführer am Markt Salomon Gruner, wie es auch der Forscher Zapf notierte und laut Sterberegister KB Jena am 30. 6. 1640 beerdigt. Zwar zog schon Salomon Gruners Sohn (wohl über Meinigen) nach Coburg, wo die Fanilie lange zur "Elite" gehörte, doch scheint der Kontakt nach Jena noch lange nicht abgebrochen sein. So besuchte noch der als bedeutend anerkannte Pädagoge Gottlieb Anton Gruner (10.7.1778 -13.5.1844) Familienangehörige in Jena. Übrigens war Salomon Gruner nach einem Privatdruck aus dem 19. Jahrhundert erst mit Anna Frötscher verheiratet, seine zweite Frau Appollonia kam danach aus Hof im Voigtlande. Nach der Sterbeliste des KB Jena starb die Witwe Apollonia Grunertin, Unterer Markt erst 1665 und wurde am 5. 11. beigesetzt. Vorher hatte allein diese 2. Gattin meines Vorfahren 10 Kinder zur Welt gebracht; das letzte 1631. (Erst) 1640 als Todesjahr Salomons würde besser erklären, wie der Mann einer Tochter Salomon Gruners ab Heirat 1741 als Buchhändler wirken und wahrscheinlich dessen Unternehmen weiterführen kann. Möglicherweise wirkte vorher Sohn Friedrich am Erhalt des Verlages mit. Übrigens bezeichnet der Name Gruner die Herkunft seiner ersten Träger aus den Orten Grunau oder Gruna in Schlesien, der Lausitz oder Sachsen. |