Michael Schneider, der damals sein Tonstudio aufbaute - wir kannten ihn als Posaunisten - nahm umsonst ein Stück mit uns auf, sodaß ich ohne Riesenkosten auf CD landete (Auch dies war sein Vorschlag gewesen). Es war eine Demo-CD, und unseren Anteil für ihre Herstellung legten wir zusammen. Damals trafen wir uns zu den Blues-Sessions im Syndikat im Florentius- graben. Dort spielten wir - Cash Rabbit - auch einmal, richtig gegen Geld, wie auch sonst und durchaus nicht nur in Bonn.

 

so wie hier habe ich sehr oft gebadet
Nach der Arbeit fuhr ich oft an die Dornhecke, einen alten Steinbruch, einen See, in dem man gut nackt Baden konnte. Der lag ziemlich nahe am Weg von meiner Arbeit nach Hause, und ich konnte gut auf dem Nachhauseweg hier halten und reinsprin- gen. Aber wenn ich am Wochenende hier hinfuhr, hatte ich oft die Gitarre mit. Es gab genügend Lichtungen im Gebüsch um die Dornhecke, wo man nackt liegen und ich Gitarre üben konnte.

Spannerfoto, Bonn Dornheckensee

Die Schwulen, die sich in den Büschen trafen, spielten nicht Gitarre, sondern miteinander. Sie trafen sich rudelweise nahe der Dornhecke. Und wir saßen nicht immer in den sonnigen Lichtungen im Gebüsch, sondern oft auch am Rande des breiten Weges zum Wasser hinunter. Hier saßen viele Nackte. Dies fiel natürlich auf, und eines Tages kam mein Großer mit etwas an, das er gefunden hatte. Sah fast aus, wie eine Packung Papiertaschentücher; war aber keine. War eine Kamera, und genau vor ihrer Linse war ein Loch in der Verpackung.

Offensichtlich, um unauffällig die Nackten hier knipsen zu können. Dies glaubten alle, denen ich es erzählte. Und wie angewidert waren die teilweise sehr hübschen Frauen, als sie den alten Mann sahen, der ankam und fragte, ob wir die Kamera gefunden hätten. Die Kamera, die er von seinem Bruder geliehen habe.

Schon aus Neugier, und um zu erfahren, was bei soetwas herauskommen konnte, ließ ich den Film entwickeln. Natürlich taugten die meisten Bilder nichts. Sie nahm ich an die Dornhecke mit, und immer dann, wenn ich dort jemanden - meistens eine nackt Frau - traf, die auf einem der Bilder zu erkennen war, gab ich ihr das betreffende Foto und erzählte die Geschichte. Die Bilder von dem Fotografen zeigte ich ihr auch, denn sich selber hatte der wohl aus Versehen auch abgelichtet. Dieses Staunen in den Gesichtern der Frauen!

Nachdem Bundesgeschäftsführer Dünner - wohl 1991 - den BDS / DGV verlassen hatte, verbesserte sich meine Stellung im Verband deutlich. Ich besuchte mehr Konferenzen und meine Leistung wurde mehr gewürdigt. Auch war ich durch meine Arbeit in etlichen Cashriel-Workshops viel selbstbewusster geworden.

So besuchte ich für den BDS die Mitgliederversammlung der GfE (Gesellschaft zur Förderung der Entbürosierung), und fiel ihrem damaligen Geschäftsführer so positiv auf, dass er mich aufforderte, mich um seine Nachfolge zu bewerben, als er die Stelle aufgab. Ich hatte bis dann auch einen wirklich brauchbaren Überblick über viele politische Themen erworben.
 Oktober 1992 wurde ich dann Geschäftsführer der GfE (Gesellschaft zur Förderung der Entbürokratisie- rung), geleitet von ihrem Gründer, Landesjustizminister (davor MdB, danach MdL, in Schwerin) Helmrich. Gleich zu Beginn betreute ich ein einwöchiges Seminar über EG-Recht in Luxemburg, das ich so auch zu Gesicht bekam, wenig später stellte ich die GfE im Radio vor. ,
Am 22. 5. 1993, wir waren gerade drei Tage aus einem Urlaub im Emsland zurück, geriet ich auf dem Weg zur Arbeit in eine gewalttätige, bundesweit straff organisierte Demonstration gegen die Änderung des Asylrechtes. Die Demonstranten, städteweise um den Bundestag postiert und aus der Kneipe Bazooka (?) funkgesteuert, fanden es "symbolisch" keine Deutschen durchlassen, ich wollte das aufarbeiten, was während meines Urlaubes liegengeblieben war. Ich wurde vom Fahrrad ins Koma geworfen. Offensichtlich bin ich an die Göttinger Antifa - es gibt dort vier Antifa-Organisationen - geraten. (So wie auf dem Bild rechts war ich auch an jenem denkwürdigen Tage gekleidet - nur einen Schlips hatte ich an, der mit dann abgeschnitten wurde, damit ich besser beatmet werden konnte.)
Die Polizei durfte nicht wirkungsvoll helfen; es war "Deeskalationsstrategie" angesagt. Die Polizisten ermittelten auch nicht, warum ich im Koma dalag; sie hatten wohl zuviel Angst vor Auseinandersetzungen. Soweit zur "Deeskalationsstrategie".
Es war nicht abzusehen, ob und wie klar ich nochmal im Kopf werden würde; inzwischen habe ich den Text "Sturzflug ohne Hakenkreuz geschrieben und als Buch veröffentlicht, trete ab und an auf auf und versuche, wieder gut Musikmachen zu können, ich will auch wieder singen können. Außerdem will ich wieder italienisch lernen, der Ahnenkunde wegen (X 2000: wurde nicht viel draus). Das habe ich schon einmal getan, aber mir ist für meinen Geschmack ein bißchen zu viel davon aus dem Kopf geflogen.

im Siebengebirge

Also: Eine brutale Hirnquetschung und Hirnblutung erlitt ich; ich musste fünf Wochen beatmet und ein paar Monate künstlich ernährt werden. Nicht nur körperlich, sondern auch seelisch ein massives Trauma. Das hieß: Ich habe mich auf die Welt Jahre lang nicht mehr eingelassen, weil dies geheißen hätte, wieder mit meinen Gefühlen in Kontakt zu kommen. Niemand hätte sich gewundert, wenn ich mein Leben lang neben der Kappe geblieben wäre.

Ich aber hatte Kenntnisse, und die Willenskraft, sie zu nutzen.  Ich wollte wieder leben, und litt darunter, dass ich meinen Kindern so kein guter Vater sein konnte (und kein guter Mann, und kein guter Musiker, und nicht ernst zu nehmen…). Aber selbst dies war lange Zeit mehr geahnt als gespürt. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Eingefügt Ende Nov. 2005

Lange konnte ich nicht wirklich glauben, dass es mit meiner Frau zu Ende war,; die sich von mir getrennt hatte. J (weiter Okt. 2000:)

Hat sich ja ganz schön was geändert, bilde ich mir ein. Schon wenn ich den Text nur so überfliege, finde ich Fehler und unge- schickte Formulierungen. So viel ist passiert in den letzten gut drei Jahren. Nicht nur, daß ich wieder in einer Band spiele, sondern ich werde auch wieder Vater. Und jetzt endlich muß ich es nicht länger vor mir her schieben, auch von all dem Neuen, und auch lebendiger von der Vergangenheit zu berichten, als ich lange dazu in der Lage war: Nein, schon bei Fantasy Factory hatte ich die Zuhörer zum Rasen gebracht. Weiß ich von Katja Meinecke, der kleinen Schwester meiner Heidelberger WG-Vor- gängerin Lisa Schulte. Damals hatte ich sie, vielleicht 15 Jahre alt, kennengelernt, als sie in der Valentin Winter Straße zu Besuch war. Nun ist auch sie verheiratet.

Und Lisa hat sogar ein Kind von ihrem Mann. In Lübeck. Klar, war ja auch auf ihrer Hochzeit, mit Nicola (beide aus jener WG). Ihre alte WG-Freundin aus dem Emsland war auch da gewesen, frisch von der Geburt ihres zweiten Kindes. Ihre Mutter und Schwester sah ich bei dieser Gelegenheit natürlich auch wieder. Bei dieser Gelegenheit hatte ich dann mit allen Hochzeitsgästen zusammen die Gelegenheit, eine Bootsfahrt mitzumachen, bei der mehrfach erklärt wurde, daß auf dem rechten Ufer früher die DDR gelegen habe.

Ja, es ist einiges passiert, obwohl ich viele Jahre - bis zum Sommerworkshop 2000 in Sinse - nicht sehr viel davon mitgekommen habe. So viele verlorene Jahre.

Verloren auch die Familie gemeinsam mit meiner ersten Frau. Schon im Herbst 1996 hatte sie sich von mir getrennt, und wir hatten zwei verschiedene Schlafzimmer; aber wir lebten weiterhin zusammen in einer Wohnug. War wohl richtig so, fand sie
Im Frühjahr 1996 zog sie dann mit den Kindern aus, ca. 600 m nördlich in die Limpericher Straße. Etwa ein Jahr noch wusch sie meine Wäsche, da ich keine Waschmaschine hatte - unsere hatte sie. Als sie dann mit den Kindern von einem Spiekeroogurlaub zurück kam, sehnte sie sich sehr nach mir und war sehr versucht, in meine Arme zu kommen.

Herbst 1998 jedoch kam sie sich mit Jochen näher, den sie von ihrer Ausbildung her kannte. Er spielte auch Bass, und war einmal schon auf einer meiner "Spaßnost Energija" Blues-Sessions gewesen. Seitdem ist sie mit ihm zusammen.

Diese Bluessessions. So ein Dauerthema. Vielleicht jedoch sollte ich jetzt doch erst einmal darauf zurückkommen, wie die Lage sich überhaupt entwickelt hat seit meiner Verletzung, und wie ich meine Situation überhaupt einschätze. Denn wenn viel passiert ist, so liegt dies an mir; daran, daß ich viel getan habe, und nicht nur im Kopf, sondern auch in meinem Herzen wieder ziemlich klar bin.

Also. Zunächst einmal war ich mit einem SHT in die Intensivstation des Landeskrankenhauses eingeliefert worden, um mich zu beatmen, fünf Wochen lang. Die Einzelheiten hierzu sind in meinem Buch "Sturzflug ohne Hakenkreuz" zu lesen, in überarbeiteter Fassung, ISBN 3-9807676-6-3; die zuerst erschienene ist mir als ehemaligem Schreibprofi schon deutlich peinlich.
Seither war ich mehrfach, ich glaube vier mal, in Rehas, in der Godeshöhe und Langensteinbach im Schwarzwald; in der Reha, wo auch Schäuble behandelt worden war. Inzwischen bin ich in der vierten KG-(Krankengymnastik)-Praxis in Behandlung, bei Frau Blumental, die lange Zeit auch in der Godeshöhe gearbeitet hatte, und mich, so glaube ich, von dort sogar vom Sehen kannte.

Zwei mal kam ich auch im Fernsehen, einmal als ehemaliges Koma-Opfer, und einmal in einem Film über Polizei-Strategien bei Demos. Für mich ist das - hoffentlich verständlicherweise - ein Reizpunkt. Dazu nachher mehr. Jetzt erst mal zur Musik; einem ganz zentralen Thema für mich.

Vor meiner Verletzung war ich - vor allem als Sänger und Gitarrist, und außerdem spielte ich auch noch Saxophon, und zwar sehr gut, wie mir ein Saxophonlehrer sagte - eine zentrale Figur in der Bonner Bluesszene gewesen. Es war, wenn ich es richtig verstanden habe, ich gewesen, der von der Jazze ins Syndicat wechselte, mit der Folge, daß die anderen Musiker nachzogen, und die Bluessession in der Jazz-Gallerie geschlossen werden mußte. Als ich dann einen bezahlten Auftritt im Syndicat angeboten erhielt, suchte ich mir gute Musiker; Cash Rabbit war geboren. Und es blieb nicht bei diesem einem Auftritt: Ob in der Uni, ob beim Bauernschwoof in der Pop-(Poppelsdorfer)-Mensa, ob auf dem Münsterplatz, oder ob in Reutlingen: Wir spielten uns von Erfolg zu Erfolg.

Immer wieder hat mir Jerry (der Gitarrist Gerhard Hoffmans) erzählt, wie er bei einem Auftritt eine halbstündiges Solo spielen mußte. Ich unterhielt mich derweil gitarrespielenderweise mit zwei Zuhörerinnen. War er froh, als er endlich Schluß damit machen konnte!

Nach meiner Verletzung war natürlich vieles anders; eigentlich alles. Denn ich hatte zwar schon noch, wenn auch eher graue, Vorstellungen von der Welt um mich herum, war aber doch weit weg von meinen Gefühlen. Meine Frau muß sehr darunter gelitten haben, und ich glaube, daß hier, und nicht etwa in unseren unterschiedlichen Persönlichkeiten der Grund für ihre Trennung von mir gelegen hat. Denn geliebt hat sie mich schon. Erst vor wenigen Tagen erzählte sie mir mir, wie glücklich sie gewesen sei, als sie vom Frauenarzt zurückgekommen sei, wo sie erfahren hatte, daß sie schwanger sei.

Und dies gleich beim ersten Versuch; an einem Wochenende, als ich von der Fortbildung in Frankfurt kam. Claudias Bruder Michael hatte uns hierzu in seiner eigenen Wohnung übernachten lassen, denn wir wohnten damals wohl noch nicht zusammen.
Seine Geburt - und genauso natürlich auch die von Nicolai - wird mir imnmer unvergesslich bleiben. Meine Frau hatte den ganzen Tag am Wehentropf gelegen, weil die Geburt nach (wohl falscher) Ansicht der Ärzte schon überfällig war. Abends, als ich von der Arbeit nach Hause gekommen war, lagen wir zusammen auf unserer Matratze in der WG in der Ubierstraße, und waren eigentlich ganz guter Dinge. So entspannt waren wir, daß die Wehen nun an Stärke zunahmen.

Unser Mitbewohner Jörg, der irgendwann ins Zimmer kam, bemerkte dies, und drängte uns, nun doch endlich ins Kranken- haus zu fahren. Es war aber auch allerhöchste Zeit. Jede Bewegungsänderung schmerzte sie sehr, so vorsichtig ich auch fuhr, und sie hatte nicht einmal mehr Zeit, sich umzuziehen.

Zwar schmerzten die Wehen sie auch jetzt, aber wenigstens ging die Geburt, anders als am Wehentropf, nun zügig voran. Nach wenigen Stunden schon kam Ivo ans Licht der Welt. Mit am ätzendsten daran schien mir, daß die Hebamme die Scheide der Gebärenden mit der Hand brutal weitete. Rührend dagegen, wie wir Ivo, der zum Abschluß der Geburt kurz beiseite gelegt worden war, friedlich an seiner Bauchnabelklemme im Mund nuckeln sahen. Das eine Ende noch um den Bauchnabel, hatte er das Ende mit den Griffen im Mund und genoß.

Am Morgen danach kam ich kurz an meinem Arbeitsplatz vorbei, um Sekt auszugeben. Claudia jedenfalls fühlte sich im Petruskrankenhaus so roh behandelt, daß unser Zweiter in Sieglar? zur Welt kam. Diese Geburt ging schnell und leicht vorbei. Die Mutter weckte mich in der Nacht, wir brachten unseren Ersten zu Großejägers; die Mutter Barbara G. ist seine Patin, und ich fuhr mit der erneut werdenden Mutter in das von ihr ausgewählte Krankenhaus.

Nach meiner Verletzung wurde ich mehrfach von Michael Schneider, der inzwischen professioneller Betreiber eines Musikstudios war, und Kevin Sullivan, einem amerikanischen Sänger und Mundharmonikaspieler, der nebenbei auch im Radio moderierte - mit beiden hatte ich oft zusammengespielt, und Michael hatte mich umsonst in seinem Studio aufge- nommen - meine Open-Air-Blues-Sessions wieder aufzunehmen. Kevin half mir dann auch ein paar Male beim Transport von Anlage und Generator.
 

bei der Feier zu meinem 40. Geburtstag 1995; vorne Jerry, rechts Floh

Leider aber wurden meine Sessions nun bei weitem nicht mehr so erfolgreich wie die zwei vor meiner Verletzung. Der Ort blieb gleich, im Rheinauenpark Bonn-Beuel nördlich der Südbrücke, aber es kamen erst kaum noch, und dann gar keine guten Musiker mehr. Es war ziemlich deprimierend, und ich sah keine Lösung.


Denn das Problem war noch gravierender: Ich spielte so schlecht, daß mein guter Ruf als Musiker entzwei ging. Schwache Musiker kamen natürlich gerne zu meine Sessions. Darüberhinaus hatte ich Schwierigkeiten, bei den "normalen" Sessions in der Jazz-Gallerie noch mitspielen zu dürfen.

Eine Weile half mir ja noch mein guter Ruf. So hatte ich mit eine paar Telefonanrufen ohne Probleme eine fähige Besetzung zusammenbekommen, mit der ich mich kostenlos auf einen Sampler Bonner Bands pressen lassen wollte. Für unsere "Bewer- bungsaufnahme" trafen wir uns nur einmal in einem Proberaum, den ich ebenfalls ohne Probleme aufgetrieben hatte. Ja, einen Text hatte ich auch geschrieben. Das Ergebnis war beeindruckend; nur ich hob mich überdeutlich ab - nach unten.

So vieles ist vorbei inzwischen; zum Glück auch meine ausweglose Situation. Ich bin raus aus dem Loch, und das habe ich selbst geschafft. Ich habe den richtigen Weg eingeschlagen und aus den richtigen Gründen die richtigen Schritte getan, auch wenn ich vorher noch nicht abschätzen konnte, wie richtig und erfolgträchtig sie sein würden.

Im Sommer 1999 wagte ich mich wieder nach Sinsheim; ich hatte einfach keine Böcke mehr aus so viel ungelebtes Leben. Wie gut, daß ich den New Identity Process kannte; wie gut, daß ich vor so vielen Jahren in Heidelberg in der Freeclinic gelandet war! Auch wenn ich damals im Traum nicht daran gedacht hätte, wie ich so viel später und unter ganz anderen Umständen einmal davon profitieren würde. Denn das tat ich jetzt.

Mehr aus theoretischen Erwägungen denn aus Not, denn sehr viel oder Konkret fühlte ich nicht. Aber ich wußte aus Erfahrungen, wie viel es hilft, sich seinen Gefühlen zu stellen. Nun ja, ich brauchte eine Mitfahrgelegenheit, und wankte gefährlich durch den Gruppenraum, aber ich arbeite, und wie; mein Leben ist nicht mehr nur ein Film mit Graustich.

Dabei half mir meine Erfahrung sehr. Und hier fühlte mich fast ein Wenig in meine Hippiezeit zurückversetzt; so weit weg. Ja, ich war 15 Jahre älter, Geschäftsführer gewesen und hatte zwei Kinder. Kinder hatten auch Jeff und Julia (Gordon), die ich von der Free Clinic kannte, und die nun das Zentrum im Craichgau betrieben.

Hier gab es inzwischen auch getrennte Duschzeiten für Frauen und Männer, und es lagen nicht mehr so viele Nackte vor der Sauna. Aber gleich bei einer meiner ersten Matten mit einer hübschen Frau zog diese meine Hände an ihre Brüste. Fühlten sich gut an. Ich war perplex, dachte an die ´70er zurück, mit ihren Konflikten zwischen Emanzen und Männern, und zog meine Hände weg.
Was ich bald wieder bedauerte, und um so mehr, als ich sie außerhalb der getrennten Duschzeiten unter der Dusche sah, blond, schön - sie wäre jederzeit als Fotomodell durchgegegangen - und mir traurige Blicke zuwerfend. Wie oft habe ich an diesen Anblick gedacht, an ihren nassen Körper, an ihre Haare und ihr Gesicht, über das das Wasser tropfte, und an ihre traurigen Blicke. Und ich war zu doof, sie anzusprechen.

Seit diesem Workshop fühlte ich mich wieder viel lebendiger, und ich wurde auch aktiver. Ich fuhr noch mehrfach nach Sinsheim, und begann, wieder nach einer Frau zu suchen. Leider traf ich die die unbekannte Schöne - ihr Name ist mir entfallen - nie mehr.

Ich kann hier nur wiederholen, was ich schon oben über die Möglichkeit, mit Bonding nach Dan Casriel (besserer Zugang zu sich selbst und den eigenen Emotionen) für sich zu sorgen, angedeutet habe. Wir alle können so nicht nur etwas gegen unsere Probleme, sondern auch einiges für unsere Stärken tun. Zum Beipiel glaube ich, daß Sie hier nichts lesen könnten, wenn ich nicht nach meiner Verletzung von neuem gelernt hätte, gut für mich zu sorgen. Hä?

Mit befreundeten Musikern trat ich auch wieder gegen Geld auf. Auf einer dieser Feten belaberte mich eine etwa 19jährige Mulattin, die gar nicht schlecht aussah. Ich ließ sie labern, bis sie gegen Morgen grau im Gesicht wurde; hatte keine Lust, der Frau ihr Abitur mit einer Schwangerschaft zu verderben, und leben wollte ich nun doch nicht mit ihr.

Überhaupt die Musik. Ich habe ja schon gesagt, daß ich ziemlich schlecht geworden war am Saxophon und vor allem der Gitarre. Gesungen habe ich bis 1998 überhaupt nicht. Und dann kannte ich kaum noch Texte. Da ich mit dem Behinderten- transport zur Bluessession und zurück fuhr, mußte ich spätestens um 22.30 Uhr, wenn die Session richtig los ging und die guten Leute spielten. Das heißt, mit denen konnte ich ohnehin nicht mehr spielen; dafür gaben mir Stümper, die selber wenig Ahnung hatten, Tips, wie man besser Musik macht.

Lange spielte ich außer Saxophon hier höchstens Slidegitarre, was vor meiner Verletzung ein netter Effekt nebenbei gewesen war. Meine dazu umgestimmte älteste und billigste E-Gitarre nahm ich nun sogar zu meinen Reha-Aufenthalten mit. Ich kaufte mir auch eine wirklich gute akustische Gitarre mit Cutaway zum Slide üben. Ungefähr 1998 kam ich dann auf die Idee, meine alte Fender Telecuster Custom zu den Sessions mitzunehmen, ihrer langen Mensur wegen.

Sie war lange meine Lieblings-E-Gitarre gewesen, und war nur auf meine Gibsons umgestiegen, weil die hohe E-Saite nach dem Anbringen neuer Bünde so nah am Halsrand entlanglief, daß sie oft abrutschte. Aber das war beim Slide-Spielen ja nicht zu befürchten.

Nach einer Weile hatte ihr erneuter Einsatz einen überraschenden Nebeneffekt. Ich besuchte inzwischen auch die Session im Live in Plittersdorf, eine eher bescheidene Veranstaltung. Eines Tages nahm sich Jörg Matern, ein Kölner Gitarrist, den ich von den Sessions in der Jazz-Gallerie kannte, die Telecaster vor, lockerte ihre Halsschrauben, und justierte den Hals. Nun war sie wieder ganz in Ordnung, nach all den vielen Jahren!

Und in die Jazz-Gallerie ging ich natürlich auch weiterhin. Die Session dort wurde schon seit meiner Rückkehr aus Sinshein in keiner Weise mehr betreut. Weiterhin wurde sie mehr und mehr ausgeblutet. Jahrelang hatten die Betreiber am Donnerstag sichere Einnahmen genossen. Das ging noch so ungefähr, solange Tom, ein Arsch, aber immerhin Blues-Gitarrist und Sänger, die Session betreute. Nach einem Streit mit ihn hatten die Betreiber die Session erst einem Leverkusener Schlagzeuger, der mit der Bonner Blues-Szene wenig zu tun hatte, und dann eienm Team anvertraut, die zum Teil nicht einmal Blueser waren und stundenlang mit ihren eigenen Gruppen vor Publikum spielten.

Die Musiker bekamen nur noch Billigbier umsonst. Kein Wunder, daß allmählich grade die guten, die in ganz Deutschland auftraten, wegblieben.

Seitdem war ich noch mehrfach in Sinsheim und wurde noch lebendiger. In mehreren Anläufen kaufte ich mir zwei erstklassige 2x300 W Gesangsanlagen für meine Band (in Gründung, hatte ich inzwischen auch), die Open Air, ein Selmer Sax, und gabelte mir eine Freundin auf. Das heißt, bei meiner zweiten oder dritten Anzeige in der Annonce meldete sich Ki., die schnell deutlich machte, dass sie durchaus handfeste Motive hatte, aufzukreuzen. Von meinen Eltern war mir klar gemacht worden, dass ein höflicher Mann Frauen beizustehen hatte... was nicht immer unangenehm sein musste.

Und nebenbei wurde ich auch noch von einem Londoner Politiker angesprochen, das heißt, eigentlich war er Afrikaner. Er interessierte sich für Gesetzes- und Verwaltungsvereinfachung und ihre wirtschaftlichen Vorteile. Mich hatte er, so glaube ich, über eine afrikanische Industrie- und Handelskammer gefunden.

Und dann der Sommerworkshop 2000. Wat´n Ding! Volle Kanne! Ich war wieder voll lebendig! Eine Woche in Sinsheim, die sich lohnte. Gleich danach wurde Ki. schwanger. Nicht, daß dies geplant gewesen wäre, und nicht, daß es unserer Beziehung ans Spannungen fehlte, aber ich wollte ohnehin mehr als zwei Kinder, und auf Abtreibungen stand ich schon garnicht.

Natürlich gab es Probleme. Ki. hat eine harte Kindheit hinter sich, und versprüht oft, so empfinde ich, eine unangemessene Dosis Agressionen. Andererseits gab es auch tolle Erfolge. Für die Einladungen zu meiner Open-Air-Blues-Session baute ich im Sommer 2000 erfolgreich einen Einladungsverteiler auf und sah dann Anfang September Leute wieder, die seit Jahren auf keiner Blues-Session gewesen waren; einen hatte ich zuletzt im WDR bzw. auf Video aufgenommen gesehen.

Zum Erfolg meiner Session mag beigetragen haben, daß die Blues-Session in der Jazze inzischen eingestellt worden war. Nun gab es nur noch die von Tom betriebene Session im Session, und die im Live, wo ich auftrat. Und natürlich versuchte ich, zu einer vollständigen Band zu kommen. Denn ich kann vielleicht noch singen und Sax spielen, auf einem Stuhl sitzend, und auch Gitarre kann ich wieder, auch mit den Fingern, aber für einen hauptamtlichen Gitarristen bin ich leider noch nicht wieder gut genug.
Wie ich meine Situation jetzt einschätze? Lebenslang erwerbsunfähig, auch wenn ich innnerhalb der Wohnung wieder frei herumhumpeln kann; und die Hauptstadt ist inzwischen ja auch wieder in Berlin, weit weg von den Kindern.

Was mir inzwischen glasklar ist, ist, daß nicht mein Hinwurf meine größte Verletzung ist, sondern daß An. mich verlassen hat. An. Ihretwegen hatte ich auf ein Zusammenspielen mit diesem Ex-Stanley Clarke-Schlagzeuger verzichtet. Damit wäre ich in der internationalen absoluten Profi-Oberklasse gelandet.

Mein Sex war ihr gut genug. Und dann verläßt sie mich, weil ich keinen Job finde. In Hannover, bei ihrem Bruder, wo wir nach unserer Rückkehr aus Indien untergekommen waren, weit weg von den Musikern, die ich kenne. Eine ganze Reihe von meinen alten Kumpels hat, so glaube ich, wenigstens mit Klaus Lage, einem bundesweit bekannten Musiker, also auch wirklich professionell gespielt.

Bei ca. 2 - 3 Mio Arbeitslose als Folge der Bürokratie hätte ich gewiß 10 % vermeiden können. Der erste und bisher einzige Geschäftsführer der GFE mit politischer Erfahrung, und das grade in der Mittelstandspolitik, war ich. Ich wußte, wie man erfolgreich mit der politischen Maschinerie unseres Staates arbeiten konnte. Und nach meiner Verletzung wäre die GFE um ein Haar untergegangen.

Verantwortlich dafür sind Politiker wie Gerhard Schröder und Johannes Rauh, die als Ministerpräsidenten von Niederschsen, der Heimat der Täter - die waren schon berüchtigt genug - bzw. NRW, in meinem Fall dem Tatort, nicht entschieden gegen Gewalt aufgestanden sind. Weil es keine rechte Gewalt war, wo Wählerstimmen zu gewinnen gewesen wären?

Habe ja schon Lust, etwas gegen sie, die sich auf meine Kosten erfolgreich profiliert haben, zu tun. Aber wie, ohne sich an unangenehme rechte Gruppierungen anzuhängen? Die Medien drücken Augen und Ohren zu. Und "autonome" Gruppierungen, vielleicht werden sie doch, wie ich mehrfach hörte, von der SPD als willige Büttel für unfeine Aufgaben eingesetzt? Darf ich mich dann gefährden, wenn ich nächstes Jahr noch einmal Vater werde?

Denn ist das nicht Abenteuer genug? Kirsten und ich sind sehr verschieden; das Ganze war nicht geplant, und spätestens nach dem Sommerworkshop war ich drauf und dran, mich von ihr zu trennen. Umgekehrt ging es ihr genauso. Also, an Langeweile werde ich gewiß nicht sterben. Und vielleicht schaffe ich ja doch noch mal mit der Musik was, was aus dem Allgemeinmüll herrausragt. Wir werden sehn.

Von diesen Seiten > kommen Sie über den Browser zurück; es gibt keinen Zurück- Link  Mehr darüber, was ich als als Musiker auch unternehme, finden Sie in BonnGroove. Was ich von dem politischen Versagen führender Deutscher Politiker halte, das zu meiner Verletzung führte, und warum Sie dies als Bürger interessieren sollte, können Sie in meiner Seite Standortfaktor Landfrieden erfahren, auch mit weiteren Bildern aus dem Beruf. Ich bitte Sie inständig, in dieser Sache meinen bürgerlichen Namen u. s. w. nicht bei den falschen Leuten herumzutratschen; ich bin schon verkrüppelt genug.

 

(Ki.-Trennung, Frederike weg, 21. Dez Tiferet,git / voc, Bü-Haus Kalk sax, Weihnachten, Neujahr, Frederike nix, Vorb. Ghana) allerley