Michael Schneider, der damals sein
Tonstudio aufbaute - wir kannten ihn als Posaunisten - nahm umsonst
ein Stück mit uns auf, sodaß ich ohne Riesenkosten
auf CD landete (Auch dies war sein Vorschlag gewesen). Es war
eine Demo-CD, und unseren Anteil für ihre Herstellung legten
wir zusammen. Damals trafen wir uns zu den Blues-Sessions im
Syndikat im Florentius- graben. Dort spielten wir - Cash Rabbit
- auch einmal, richtig gegen Geld, wie auch sonst und durchaus
nicht nur in Bonn.
Die Schwulen, die sich in den Büschen trafen, spielten nicht Gitarre, sondern miteinander. Sie trafen sich rudelweise nahe der Dornhecke. Und wir saßen nicht immer in den sonnigen Lichtungen im Gebüsch, sondern oft auch am Rande des breiten Weges zum Wasser hinunter. Hier saßen viele Nackte. Dies fiel natürlich auf, und eines Tages kam mein Großer mit etwas an, das er gefunden hatte. Sah fast aus, wie eine Packung Papiertaschentücher; war aber keine. War eine Kamera, und genau vor ihrer Linse war ein Loch in der Verpackung. Offensichtlich, um unauffällig die Nackten hier knipsen zu können. Dies glaubten alle, denen ich es erzählte. Und wie angewidert waren die teilweise sehr hübschen Frauen, als sie den alten Mann sahen, der ankam und fragte, ob wir die Kamera gefunden hätten. Die Kamera, die er von seinem Bruder geliehen habe. Schon aus Neugier, und um zu erfahren, was bei soetwas herauskommen konnte, ließ ich den Film entwickeln. Natürlich taugten die meisten Bilder nichts. Sie nahm ich an die Dornhecke mit, und immer dann, wenn ich dort jemanden - meistens eine nackt Frau - traf, die auf einem der Bilder zu erkennen war, gab ich ihr das betreffende Foto und erzählte die Geschichte. Die Bilder von dem Fotografen zeigte ich ihr auch, denn sich selber hatte der wohl aus Versehen auch abgelichtet. Dieses Staunen in den Gesichtern der Frauen! Nachdem Bundesgeschäftsführer Dünner - wohl 1991 - den BDS / DGV verlassen hatte, verbesserte sich meine Stellung im Verband deutlich. Ich besuchte mehr Konferenzen und meine Leistung wurde mehr gewürdigt. Auch war ich durch meine Arbeit in etlichen Cashriel-Workshops viel selbstbewusster geworden. So besuchte ich für den BDS die Mitgliederversammlung
der GfE (Gesellschaft zur Förderung der Entbürosierung),
und fiel ihrem damaligen Geschäftsführer so positiv
auf, dass er mich aufforderte, mich um seine Nachfolge zu bewerben,
als er die Stelle aufgab. Ich hatte bis dann auch einen wirklich
brauchbaren Überblick über viele politische Themen
erworben.
Lange konnte ich nicht wirklich glauben, dass es mit meiner Frau zu Ende war,; die sich von mir getrennt hatte. J (weiter Okt. 2000:) Hat sich ja ganz schön was geändert, bilde ich mir ein. Schon wenn ich den Text nur so überfliege, finde ich Fehler und unge- schickte Formulierungen. So viel ist passiert in den letzten gut drei Jahren. Nicht nur, daß ich wieder in einer Band spiele, sondern ich werde auch wieder Vater. Und jetzt endlich muß ich es nicht länger vor mir her schieben, auch von all dem Neuen, und auch lebendiger von der Vergangenheit zu berichten, als ich lange dazu in der Lage war: Nein, schon bei Fantasy Factory hatte ich die Zuhörer zum Rasen gebracht. Weiß ich von Katja Meinecke, der kleinen Schwester meiner Heidelberger WG-Vor- gängerin Lisa Schulte. Damals hatte ich sie, vielleicht 15 Jahre alt, kennengelernt, als sie in der Valentin Winter Straße zu Besuch war. Nun ist auch sie verheiratet. Und Lisa hat sogar ein Kind von ihrem Mann. In Lübeck. Klar, war ja auch auf ihrer Hochzeit, mit Nicola (beide aus jener WG). Ihre alte WG-Freundin aus dem Emsland war auch da gewesen, frisch von der Geburt ihres zweiten Kindes. Ihre Mutter und Schwester sah ich bei dieser Gelegenheit natürlich auch wieder. Bei dieser Gelegenheit hatte ich dann mit allen Hochzeitsgästen zusammen die Gelegenheit, eine Bootsfahrt mitzumachen, bei der mehrfach erklärt wurde, daß auf dem rechten Ufer früher die DDR gelegen habe. Ja, es ist einiges passiert, obwohl ich viele Jahre - bis zum Sommerworkshop 2000 in Sinse - nicht sehr viel davon mitgekommen habe. So viele verlorene Jahre. Verloren auch die Familie gemeinsam mit
meiner ersten Frau. Schon im Herbst 1996 hatte sie sich von mir
getrennt, und wir hatten zwei verschiedene Schlafzimmer; aber
wir lebten weiterhin zusammen in einer Wohnug. War wohl richtig
so, fand sie Herbst 1998 jedoch kam sie sich mit Jochen näher, den sie von ihrer Ausbildung her kannte. Er spielte auch Bass, und war einmal schon auf einer meiner "Spaßnost Energija" Blues-Sessions gewesen. Seitdem ist sie mit ihm zusammen. Diese Bluessessions. So ein Dauerthema. Vielleicht jedoch sollte ich jetzt doch erst einmal darauf zurückkommen, wie die Lage sich überhaupt entwickelt hat seit meiner Verletzung, und wie ich meine Situation überhaupt einschätze. Denn wenn viel passiert ist, so liegt dies an mir; daran, daß ich viel getan habe, und nicht nur im Kopf, sondern auch in meinem Herzen wieder ziemlich klar bin. Also. Zunächst einmal war ich mit
einem SHT in die Intensivstation des Landeskrankenhauses eingeliefert
worden, um mich zu beatmen, fünf Wochen lang. Die Einzelheiten
hierzu sind in meinem Buch "Sturzflug ohne Hakenkreuz"
zu lesen, in überarbeiteter Fassung, ISBN 3-9807676-6-3;
die zuerst erschienene ist mir als ehemaligem Schreibprofi schon
deutlich peinlich. Zwei mal kam ich auch im Fernsehen, einmal als ehemaliges Koma-Opfer, und einmal in einem Film über Polizei-Strategien bei Demos. Für mich ist das - hoffentlich verständlicherweise - ein Reizpunkt. Dazu nachher mehr. Jetzt erst mal zur Musik; einem ganz zentralen Thema für mich. Vor meiner Verletzung war ich - vor allem als Sänger und Gitarrist, und außerdem spielte ich auch noch Saxophon, und zwar sehr gut, wie mir ein Saxophonlehrer sagte - eine zentrale Figur in der Bonner Bluesszene gewesen. Es war, wenn ich es richtig verstanden habe, ich gewesen, der von der Jazze ins Syndicat wechselte, mit der Folge, daß die anderen Musiker nachzogen, und die Bluessession in der Jazz-Gallerie geschlossen werden mußte. Als ich dann einen bezahlten Auftritt im Syndicat angeboten erhielt, suchte ich mir gute Musiker; Cash Rabbit war geboren. Und es blieb nicht bei diesem einem Auftritt: Ob in der Uni, ob beim Bauernschwoof in der Pop-(Poppelsdorfer)-Mensa, ob auf dem Münsterplatz, oder ob in Reutlingen: Wir spielten uns von Erfolg zu Erfolg. Immer wieder hat mir Jerry (der Gitarrist Gerhard Hoffmans) erzählt, wie er bei einem Auftritt eine halbstündiges Solo spielen mußte. Ich unterhielt mich derweil gitarrespielenderweise mit zwei Zuhörerinnen. War er froh, als er endlich Schluß damit machen konnte! Nach meiner Verletzung war natürlich vieles anders; eigentlich alles. Denn ich hatte zwar schon noch, wenn auch eher graue, Vorstellungen von der Welt um mich herum, war aber doch weit weg von meinen Gefühlen. Meine Frau muß sehr darunter gelitten haben, und ich glaube, daß hier, und nicht etwa in unseren unterschiedlichen Persönlichkeiten der Grund für ihre Trennung von mir gelegen hat. Denn geliebt hat sie mich schon. Erst vor wenigen Tagen erzählte sie mir mir, wie glücklich sie gewesen sei, als sie vom Frauenarzt zurückgekommen sei, wo sie erfahren hatte, daß sie schwanger sei. Und dies gleich beim ersten Versuch; an
einem Wochenende, als ich von der Fortbildung in Frankfurt kam.
Claudias Bruder Michael hatte uns hierzu in seiner eigenen Wohnung
übernachten lassen, denn wir wohnten damals wohl noch nicht
zusammen. Unser Mitbewohner Jörg, der irgendwann ins Zimmer kam, bemerkte dies, und drängte uns, nun doch endlich ins Kranken- haus zu fahren. Es war aber auch allerhöchste Zeit. Jede Bewegungsänderung schmerzte sie sehr, so vorsichtig ich auch fuhr, und sie hatte nicht einmal mehr Zeit, sich umzuziehen. Zwar schmerzten die Wehen sie auch jetzt, aber wenigstens ging die Geburt, anders als am Wehentropf, nun zügig voran. Nach wenigen Stunden schon kam Ivo ans Licht der Welt. Mit am ätzendsten daran schien mir, daß die Hebamme die Scheide der Gebärenden mit der Hand brutal weitete. Rührend dagegen, wie wir Ivo, der zum Abschluß der Geburt kurz beiseite gelegt worden war, friedlich an seiner Bauchnabelklemme im Mund nuckeln sahen. Das eine Ende noch um den Bauchnabel, hatte er das Ende mit den Griffen im Mund und genoß. Am Morgen danach kam ich kurz an meinem Arbeitsplatz vorbei, um Sekt auszugeben. Claudia jedenfalls fühlte sich im Petruskrankenhaus so roh behandelt, daß unser Zweiter in Sieglar? zur Welt kam. Diese Geburt ging schnell und leicht vorbei. Die Mutter weckte mich in der Nacht, wir brachten unseren Ersten zu Großejägers; die Mutter Barbara G. ist seine Patin, und ich fuhr mit der erneut werdenden Mutter in das von ihr ausgewählte Krankenhaus. Nach meiner Verletzung wurde ich mehrfach
von Michael Schneider, der inzwischen professioneller Betreiber
eines Musikstudios war, und Kevin Sullivan, einem amerikanischen
Sänger und Mundharmonikaspieler, der nebenbei auch im Radio
moderierte - mit beiden hatte ich oft zusammengespielt, und Michael
hatte mich umsonst in seinem Studio aufge- nommen - meine Open-Air-Blues-Sessions
wieder aufzunehmen. Kevin half mir dann auch ein paar Male beim
Transport von Anlage und Generator.
Denn das Problem war noch gravierender: Ich spielte so schlecht, daß mein guter Ruf als Musiker entzwei ging. Schwache Musiker kamen natürlich gerne zu meine Sessions. Darüberhinaus hatte ich Schwierigkeiten, bei den "normalen" Sessions in der Jazz-Gallerie noch mitspielen zu dürfen. Eine Weile half mir ja noch mein guter Ruf. So hatte ich mit eine paar Telefonanrufen ohne Probleme eine fähige Besetzung zusammenbekommen, mit der ich mich kostenlos auf einen Sampler Bonner Bands pressen lassen wollte. Für unsere "Bewer- bungsaufnahme" trafen wir uns nur einmal in einem Proberaum, den ich ebenfalls ohne Probleme aufgetrieben hatte. Ja, einen Text hatte ich auch geschrieben. Das Ergebnis war beeindruckend; nur ich hob mich überdeutlich ab - nach unten. So vieles ist vorbei inzwischen; zum Glück auch meine ausweglose Situation. Ich bin raus aus dem Loch, und das habe ich selbst geschafft. Ich habe den richtigen Weg eingeschlagen und aus den richtigen Gründen die richtigen Schritte getan, auch wenn ich vorher noch nicht abschätzen konnte, wie richtig und erfolgträchtig sie sein würden. Im Sommer 1999 wagte ich mich wieder nach Sinsheim; ich hatte einfach keine Böcke mehr aus so viel ungelebtes Leben. Wie gut, daß ich den New Identity Process kannte; wie gut, daß ich vor so vielen Jahren in Heidelberg in der Freeclinic gelandet war! Auch wenn ich damals im Traum nicht daran gedacht hätte, wie ich so viel später und unter ganz anderen Umständen einmal davon profitieren würde. Denn das tat ich jetzt. Mehr aus theoretischen Erwägungen denn aus Not, denn sehr viel oder Konkret fühlte ich nicht. Aber ich wußte aus Erfahrungen, wie viel es hilft, sich seinen Gefühlen zu stellen. Nun ja, ich brauchte eine Mitfahrgelegenheit, und wankte gefährlich durch den Gruppenraum, aber ich arbeite, und wie; mein Leben ist nicht mehr nur ein Film mit Graustich. Dabei half mir meine Erfahrung sehr. Und hier fühlte mich fast ein Wenig in meine Hippiezeit zurückversetzt; so weit weg. Ja, ich war 15 Jahre älter, Geschäftsführer gewesen und hatte zwei Kinder. Kinder hatten auch Jeff und Julia (Gordon), die ich von der Free Clinic kannte, und die nun das Zentrum im Craichgau betrieben. Hier gab es inzwischen auch getrennte Duschzeiten
für Frauen und Männer, und es lagen nicht mehr so viele
Nackte vor der Sauna. Aber gleich bei einer meiner ersten Matten
mit einer hübschen Frau zog diese meine Hände an ihre
Brüste. Fühlten sich gut an. Ich war perplex, dachte
an die ´70er zurück, mit ihren Konflikten zwischen
Emanzen und Männern, und zog meine Hände weg. Seit diesem Workshop fühlte ich mich wieder viel lebendiger, und ich wurde auch aktiver. Ich fuhr noch mehrfach nach Sinsheim, und begann, wieder nach einer Frau zu suchen. Leider traf ich die die unbekannte Schöne - ihr Name ist mir entfallen - nie mehr.
Mit befreundeten Musikern trat ich auch wieder gegen Geld auf. Auf einer dieser Feten belaberte mich eine etwa 19jährige Mulattin, die gar nicht schlecht aussah. Ich ließ sie labern, bis sie gegen Morgen grau im Gesicht wurde; hatte keine Lust, der Frau ihr Abitur mit einer Schwangerschaft zu verderben, und leben wollte ich nun doch nicht mit ihr. Überhaupt die Musik. Ich habe ja schon gesagt, daß ich ziemlich schlecht geworden war am Saxophon und vor allem der Gitarre. Gesungen habe ich bis 1998 überhaupt nicht. Und dann kannte ich kaum noch Texte. Da ich mit dem Behinderten- transport zur Bluessession und zurück fuhr, mußte ich spätestens um 22.30 Uhr, wenn die Session richtig los ging und die guten Leute spielten. Das heißt, mit denen konnte ich ohnehin nicht mehr spielen; dafür gaben mir Stümper, die selber wenig Ahnung hatten, Tips, wie man besser Musik macht. Lange spielte ich außer Saxophon hier höchstens Slidegitarre, was vor meiner Verletzung ein netter Effekt nebenbei gewesen war. Meine dazu umgestimmte älteste und billigste E-Gitarre nahm ich nun sogar zu meinen Reha-Aufenthalten mit. Ich kaufte mir auch eine wirklich gute akustische Gitarre mit Cutaway zum Slide üben. Ungefähr 1998 kam ich dann auf die Idee, meine alte Fender Telecuster Custom zu den Sessions mitzunehmen, ihrer langen Mensur wegen. Sie war lange meine Lieblings-E-Gitarre gewesen, und war nur auf meine Gibsons umgestiegen, weil die hohe E-Saite nach dem Anbringen neuer Bünde so nah am Halsrand entlanglief, daß sie oft abrutschte. Aber das war beim Slide-Spielen ja nicht zu befürchten. Nach einer Weile hatte ihr erneuter Einsatz einen überraschenden Nebeneffekt. Ich besuchte inzwischen auch die Session im Live in Plittersdorf, eine eher bescheidene Veranstaltung. Eines Tages nahm sich Jörg Matern, ein Kölner Gitarrist, den ich von den Sessions in der Jazz-Gallerie kannte, die Telecaster vor, lockerte ihre Halsschrauben, und justierte den Hals. Nun war sie wieder ganz in Ordnung, nach all den vielen Jahren! Und in die Jazz-Gallerie ging ich natürlich auch weiterhin. Die Session dort wurde schon seit meiner Rückkehr aus Sinshein in keiner Weise mehr betreut. Weiterhin wurde sie mehr und mehr ausgeblutet. Jahrelang hatten die Betreiber am Donnerstag sichere Einnahmen genossen. Das ging noch so ungefähr, solange Tom, ein Arsch, aber immerhin Blues-Gitarrist und Sänger, die Session betreute. Nach einem Streit mit ihn hatten die Betreiber die Session erst einem Leverkusener Schlagzeuger, der mit der Bonner Blues-Szene wenig zu tun hatte, und dann eienm Team anvertraut, die zum Teil nicht einmal Blueser waren und stundenlang mit ihren eigenen Gruppen vor Publikum spielten. Die Musiker bekamen nur noch Billigbier umsonst. Kein Wunder, daß allmählich grade die guten, die in ganz Deutschland auftraten, wegblieben. Seitdem war ich noch mehrfach in Sinsheim und wurde noch lebendiger. In mehreren Anläufen kaufte ich mir zwei erstklassige 2x300 W Gesangsanlagen für meine Band (in Gründung, hatte ich inzwischen auch), die Open Air, ein Selmer Sax, und gabelte mir eine Freundin auf. Das heißt, bei meiner zweiten oder dritten Anzeige in der Annonce meldete sich Ki., die schnell deutlich machte, dass sie durchaus handfeste Motive hatte, aufzukreuzen. Von meinen Eltern war mir klar gemacht worden, dass ein höflicher Mann Frauen beizustehen hatte... was nicht immer unangenehm sein musste. Und nebenbei wurde ich auch noch von einem Londoner Politiker angesprochen, das heißt, eigentlich war er Afrikaner. Er interessierte sich für Gesetzes- und Verwaltungsvereinfachung und ihre wirtschaftlichen Vorteile. Mich hatte er, so glaube ich, über eine afrikanische Industrie- und Handelskammer gefunden. Und dann der Sommerworkshop 2000. Wat´n Ding! Volle Kanne! Ich war wieder voll lebendig! Eine Woche in Sinsheim, die sich lohnte. Gleich danach wurde Ki. schwanger. Nicht, daß dies geplant gewesen wäre, und nicht, daß es unserer Beziehung ans Spannungen fehlte, aber ich wollte ohnehin mehr als zwei Kinder, und auf Abtreibungen stand ich schon garnicht. Natürlich gab es Probleme. Ki. hat eine harte Kindheit hinter sich, und versprüht oft, so empfinde ich, eine unangemessene Dosis Agressionen. Andererseits gab es auch tolle Erfolge. Für die Einladungen zu meiner Open-Air-Blues-Session baute ich im Sommer 2000 erfolgreich einen Einladungsverteiler auf und sah dann Anfang September Leute wieder, die seit Jahren auf keiner Blues-Session gewesen waren; einen hatte ich zuletzt im WDR bzw. auf Video aufgenommen gesehen. Zum Erfolg meiner Session mag beigetragen
haben, daß die Blues-Session in der Jazze inzischen eingestellt
worden war. Nun gab es nur noch die von Tom betriebene Session
im Session, und die im Live, wo ich auftrat. Und natürlich
versuchte ich, zu einer vollständigen Band zu kommen. Denn
ich kann vielleicht noch singen und Sax spielen, auf einem Stuhl
sitzend, und auch Gitarre kann ich wieder, auch mit den Fingern,
aber für einen hauptamtlichen Gitarristen bin ich leider
noch nicht wieder gut genug. Was mir inzwischen glasklar ist, ist, daß nicht mein Hinwurf meine größte Verletzung ist, sondern daß An. mich verlassen hat. An. Ihretwegen hatte ich auf ein Zusammenspielen mit diesem Ex-Stanley Clarke-Schlagzeuger verzichtet. Damit wäre ich in der internationalen absoluten Profi-Oberklasse gelandet. Mein Sex war ihr gut genug. Und dann verläßt sie mich, weil ich keinen Job finde. In Hannover, bei ihrem Bruder, wo wir nach unserer Rückkehr aus Indien untergekommen waren, weit weg von den Musikern, die ich kenne. Eine ganze Reihe von meinen alten Kumpels hat, so glaube ich, wenigstens mit Klaus Lage, einem bundesweit bekannten Musiker, also auch wirklich professionell gespielt. Bei ca. 2 - 3 Mio Arbeitslose als Folge der Bürokratie hätte ich gewiß 10 % vermeiden können. Der erste und bisher einzige Geschäftsführer der GFE mit politischer Erfahrung, und das grade in der Mittelstandspolitik, war ich. Ich wußte, wie man erfolgreich mit der politischen Maschinerie unseres Staates arbeiten konnte. Und nach meiner Verletzung wäre die GFE um ein Haar untergegangen. Verantwortlich dafür sind Politiker wie Gerhard Schröder und Johannes Rauh, die als Ministerpräsidenten von Niederschsen, der Heimat der Täter - die waren schon berüchtigt genug - bzw. NRW, in meinem Fall dem Tatort, nicht entschieden gegen Gewalt aufgestanden sind. Weil es keine rechte Gewalt war, wo Wählerstimmen zu gewinnen gewesen wären? Habe ja schon Lust, etwas gegen sie, die sich auf meine Kosten erfolgreich profiliert haben, zu tun. Aber wie, ohne sich an unangenehme rechte Gruppierungen anzuhängen? Die Medien drücken Augen und Ohren zu. Und "autonome" Gruppierungen, vielleicht werden sie doch, wie ich mehrfach hörte, von der SPD als willige Büttel für unfeine Aufgaben eingesetzt? Darf ich mich dann gefährden, wenn ich nächstes Jahr noch einmal Vater werde? Denn ist das nicht Abenteuer genug? Kirsten und ich sind sehr verschieden; das Ganze war nicht geplant, und spätestens nach dem Sommerworkshop war ich drauf und dran, mich von ihr zu trennen. Umgekehrt ging es ihr genauso. Also, an Langeweile werde ich gewiß nicht sterben. Und vielleicht schaffe ich ja doch noch mal mit der Musik was, was aus dem Allgemeinmüll herrausragt. Wir werden sehn.
(Ki.-Trennung, Frederike weg, 21. Dez Tiferet,git / voc, Bü-Haus Kalk sax, Weihnachten, Neujahr, Frederike nix, Vorb. Ghana) allerley |