Pavia, Pommern, St. Petersburg:

die Familie Sangalli / San Galli

Legende war die vierspännige Kutsche, die mit der Mitgift für Adele San Galli aus St. Petersburg angerollt war. Meine Urgroßmutter kam aus einer sagenhaft reichen Familie mit, wie ich inzwischen weiß, einer europäischen Geschichte und europäischem Format.

 Urvater "meiner" San Galli war der Bildhauer Carl Balthasar Innocentius Sangalli, * 1755 in Pavia (Hauptstadt der Lombardei, etwas südlich von Mailand). 1788 nahm er als einfacher österreichischer Soldat am Bayerischen Erbfolgekrieg teil, der auch als "Kartoffelkrieg" bekannnt wurde. Bei diesem Konflikt in hatten Preussen und Österreich beide massive Nachschubprobleme, die Truppen beider Mächte marschierten ohne nennenswerte Kampfhandlungen in Böhmen (westliche Tschechei) hin und her und balgten sich auf den Äckern um Kartoffeln.


Nicht zu unterschätzen: Die architektonische Vielfalt Pavias >

Das heisst, den Österreichern blieb etwas anderes in Erinnerung: Sie nannten diesen Konflikt (in hochdeutscher Übersetzung) Pflaumenbauchweh ...

Unter diesen Umständen ist es mir schleierhaft, wie mein tapferer Vorfahr es fertig bringen konnte, zwischen dem Einmarch der Preussen in Böhmen am 5. Juli und dem Jahresende 1778 in preussische Hände zu geraten - aber immerhin wurde er nicht, wie 1500 Soldaten auf beiden Seiten, von der Roten Ruhr dahin gerafft.

Offensichtlich hatte Baldassare von seinem Soldatenleben auch keinen üblen Eindruck gewonnen, denn er trat in der Neumark in preussische Dienste und etablierte sich nach einigen Jahren in Stettin (Pommern) als Bildhauer.

Gleich dieser Balthasar Sangalli, wie der Name damals meist geschrieben wurde, trug dazu bei, dass der Familie San Galli Europäische Bedeutung zuzusprechen ist. Die Verbindung mit der bekannten Künstlerfamilie Sangallo ist ungeklärt: erst recht die uneheliche Abstammung von der letzten französischen Valois-Königin Margarethe (1553 - 1615), die wohl seit geraumer Zeit in der Familie herumgeistert.

Die preußischen Dienste scheinem unserm Vorfahren wohl gefallen zu haben - er glaubte, seinem Vorgesetzten von Möllendorf sein ganzes Glück zu verdanken, wurde jedoch 1784 durch Krankheit invalide und erhielt 1785 seinen Abschied. Er meinte: "Mein Entschluß war gefasst, im Preußen Lande zu bleiben und nicht nach Pavia zurückzukehren, weshalb ich mich auch hier etablierte." Kurz darauf muss er geheiratet haben und hat 1799 zwei Söhne, einen 11 Jahre alt. Nachdem Tode seiner Frau heiratete er damals zum zweiten Mal.



 

Hier in Pommern lebten Balthasar und sein Sohn Carl Sangalli. Der kleine weiße Punkt rechts unten zeigt Kremzow, wo Balthasar Sangallis Orgel und Altaraufsatz noch heute zu bewundern sind. Der Kartenausschnitt zeigt Stettin, darüber Wollin, noch weiter oben Cammin (beide am östlichen Haffausfluss). Vergrößerte Ausschnitte hier.

 

Als aus seinem Werk bekannt sind ein sehr bemerkenswerter Altaraufsatz und die Orgel in Kremzow im Kreise Pyritz (in Hinterpommern, Gehäuse erhalten). Übrigens leben Nachkommen von ihm mit dem Namen San Galli, deren Vorfahren vor den Kommunisten aus Russland flohen, in Frankreich; ich war mal zu Besuch da.

Der richtige, bemerkenswerte Altaraufsatz von 1799 zeigt "im Mittelfelde auf Leinwand in Öl gemalt die Auferstehung Christi, im oberen Felde den Prophet Jonas von dem Walfische an Land gespien, als Bekrönung zwei Engel".

Leider besitze ich nur ein Bild des heute leeren Orgelgehäuses, aber die Holzarbeiten darüber wird auch Balthasar Sangalli geschaffen haben - Holz- und "Laquierungs"arbeiten waren seine Spezialität.

Der "Unser Pommerland"-Autor Karl Rittershausen schrieb am 7. 11. 1933 zu dieser Orgel an San Gallis Nachfahrin Fr. v. Bismarck:

 "Da ich mich nun mal für den Bildhauer Sangalli etwas erwärmt hatte, habe ich aus einem Aktenbande, welcher das Stettiner Denkmal "Friedrichs des Großen" behandelt und in dem Sangalli öfters zurate gezogen wird, wenn es sich um die Heilung von Schäden an diesem Denkmal handelt, allerhand herausgeschrieben, was sein Lebensbild zu vervollständigen geeignet ist." Nach dem Raube zuerst von Hinterpommern, dann auch noch Stettin bleibt es fraglich, ob an diese Informationen noch heranzukommen ist.

Sein Sohn Johann Carl (Karl) trat schon mit 19 Jahren als Volontair (Freiwilliger) in das Husaren- Regiment und Freicorps von Schill ein und kämpfte in ihm seit Ende 1807, Anfang 1808 nur halblegal vor dem Eintritt Preußens in den Befreiungskampf

später war Carl Sangalli

Westpreußischer Ulan

Er kämpfte wohl erst nach der Verteidigung von Kolberg mit, deren Erfolg die Nazis gegen Ende ihres Reiches zum Thema eines Filmes machten. Jedenfalls muss Carl Sangalli an zahlreichen hochgefährlichen Gefechten in Pommern (Kolberg bis Stargard, Urenswalde und Neustettin, ja Frankfurt / Oder) teilgenommen haben.

Als Guerillaverband überfiel das Freicops Schill Kuriere und Depeschenreiter und raubte der Besatzungsmacht Kassen, Waffen, Pferde und Schlachtvieh. Natürlich ging das nicht ohne Kämpfe ab. Nach Auflösung des Freicorps Juli 1807 diente Carl Sangalli "treu und rechtschaffen" (Brigadier v. Massenbach) als Unteroffizier des Westpreussischen Ulanenregiments [15.5.1809 1 Esk. an Ulan. Regt. 3, ersetzt durch Zuteil. von Resten 2. Brandenb. Hus. Regts (Schill.Freikorps); Ulanen sind mit leichten Lanzen und für den Nahkampf mit Säbeln ausgerüstete Reiter], musste jedoch 1809 wegen Krankheit seinen Abschied nehmen.

Schill war schon im Mai des gleichen Jahres in Stargard gefallen. Wäre Carl Sangalli, wie der größte Teil von Schills Freicorps, nach dem Tilsiter Frieden 1807 in Schills neues Husarenregiment eingeteilt worden, hätte wahrscheinlich auch er dort den Tod gefunden.

Statt dessen wurde er königlicher Steueraufseher und später Grenzkontrolleur in Stettin, Wollin und Kammin. Er war ein hochge- wachsener, hagerer und schweigsamer Mann mit einer "römischen" Nase, schwarzen Augen und Haaren. Seine Söhne hielt er zur Körperertüchtigung an und lehrte sie zu reiten.

Seine Frau Henriette aus der alten pommerschen Bürgersfamilie Lübcke war arbeitsam, streng zu sich und anderen, und hatte feste, durch Lebenserfahrung gewonnene Prinzipien. Die Söhne lernen reiten, fechten und Gymnastik. Karl San Galli starb, als sein Sohn Franz 17 war. Um sich als Waise durchzuschlagen, siedelte der nach St. Petersburg um und baute dort nach einigen Jahren ein Industrieunternehmen mit schließlich weltweitem Markt auf. Zu seiner Unterstützung liess er noch in der Aufbauzeit seines Unternehmens seinen Bruder Robert nachkommen, meinen Ur-Urgrossvater, der als Greis noch durch die russische Revolution ins Elend gestürzt wurde.

Im Rückblick auf seine Jugend meint Franz: "Noch heute kann ich nicht verstehen, wie sich junge Leute zurückhalten können, wenn das Blut zu kochen beginnt und auf Schritt und Tritt die Möglichkeit besteht, den Liebesdurst zu stillen. Deshalb mein Rat: Halte Dich rein und lebe enthaltsam soweit es möglich ist; aber der Geist ist willig und das Fleisch ist schwach, und wenn es Dich getroffen hat: enjoy and be thankfull, aber bedenke auch: respice finem!"

So ein inzwischen Großunternehmer, erfolgreicher Wirtschftspolitiker, zeitweise Parteivorsitzender und anerkannter Wirtschaftsexperte mit exzellenten Beziehungen zum Zarenhause ( S. seine Autobiografie, deutsche Übersetzung).

 

Der St. Petersburger Fabrikant Franz Karlowitsch San Galli (links und an der Zeitung) ließ seinen Bruder Robert (rechts) nachkommen - dessen und dessen Frau Sophies Tochter heiratete dann Ernst Gruner, den späteren Gründer und Präsidenten des Versicherungsaufsichtsamtes in Berlin und wurde so meine Urgroßmutter.

Mehr zu ihr hier.

Links Franz San Galli bei der Jagd, unten "seine Frau" (hoffentlich wirklich die von Franz, und nicht von Robert), rechts angeblich Robert San Galli plötzlich ohne Haare und mit anderer Körperhaltung.


 

Im Stadtviertel Ligovka nahe dem Zentrum St. Petersburgs hatte sich Franz San Galli mit Familie und Fabrik niedergelassen. Hier sein Anwesen am Ligovskij (Ligovsky) Prospekt 62. Links das Wohnhaus neben dem Park, rechts das ehemalige Verwaltungsgebäude.

 

Wahrscheinlich die Ehefrau von Franz San Galli
 

Diese Bilder zeigen Teile des Anwesens meines Ur-Urgroßonkels Franz Karl, später Karlowitsch San Galli, Sohn eines Offiziers der Freiheitskriege, der 1843 19jährig, von einem dortigen Handelshaus angeworben, nach Sankt Petersburg auswanderte. Nach einiger Zeit wechselte er in das Unternehmen eines renommierten Industriellen und machte hier seine ersten Erfahrungen mit dem Metallge- schäft. Neun Jahre nach seiner Umsiedlung nach Sankt Petersburg heiratete er und gründete sein eigenes Unternehmen, das zunächst vor allem die Metallverschalungen für Feuerstellen und Badewannen herstellte.

Die ersten Jahre machte er trotz äußerster Sparsamkeit keinen großen Gewinn mit ihm, doch schon jetzt ließ er seinen jüngsten Bruder Robert San Galli nachkommen (dessen Tochter meine Urgroßmutter wurde, mehr hier). Erst nachdem er dem Zaren die erste Niederdruck-Wasserheizung Rußlands geliefert hatte und von der kaiserlichen Verwaltung weiterempfohlen wurde, wuchs es sich zum Großunternehmen aus; er baute Brücken, belieferte weiter den Zarenhof und meinte: "Ich bin Fabrikant in Rußland, im ganzen Reiche bekannt, und wenn die besten Namen genannt werden, ist meiner dabei." Mit ihm bin ich mit ihm über meinen Ur-Urgroßvater, seinen nachgeworbenen Bruder verwandt - dieser starb erst 1920, nach der Revolution in Petrograd.

Mehrfach ließ Franz San Galli zu seiner Hilfe Brüder aus Pommern nach kommen, die dann nach Amerika gingen, dort heirateten und - teilweise auch in Coburg - starben, bis mein Vorfahr Robert San Galli blieb und den Rest seines Lebens, vor allem im kaufmännischen Bereich, mitarbeitete. darüber hinaus war er im schließlich auch Vorstand mehrerer Versicherungen, und sogar der Kaiserlichen Russischen Geflügelzuchtgesellschaft (mehr).

Natürlich gab es bedeutende Unterschiede im Leben der beiden. Während Franz seit 1872 auch Politiker, und bis zur Abschaffung des Dreiklassenwahlrechtes in Russland ein schließlich sehr erfolgreicher Parteivorsitzender wurde, übernahm Robert meines Wissens erst in den 90ger Jahren des Neunzehnten Jahrhunderts Aufgaben auch in anderen Firmen und staatlichen Sachverständigenausschüssen u. Ä.

 

Oben das Wohnhaus vom Park aus gesehen. Hinten ein geschwungenes Eisentor und der Ligovskij (Ligovsky) Prospekt. Rechts offensicht- lich auch die Rückseite des San Galli Anwesens.- -

Wie man weiß, stinkt Geld nicht. Franz San Gallis Tochter Maria heiratete 1901 Ludolf v. Boetticher; über sie bin ich auch mit manchen Angehörigen der Famile v. Bismarck verwandt. Auch die St. Petersburger von heute sind stolz auf ihn, einer von ihnen schreibt im Internet:

Nach etwa 500 m entlang dem Ligovskij Prospekt Richtung Obvodnyj (Obvodny) Kanal vom Moskauer Bahnhof aus erreicht man ein oppulentes Neo-Renaissance-Palazzo links von der Straße, das Palais San Galli. Rechts davon ist der San Galli Garten (Sad San Galli in Russisch, der Name wurde in lässiger Umgangssprache zu einem fast unverständlichem Sengalievskij Sad verändert. Heute ist dieser Garten ein öffentlicher Park. Er genießt den zweifelhaften Ruf als beliebtester Treffpunkt der Sankt Petersburger Rauschgiftsüchtigen. So stark ist dieser Ruf, daß er unter den Sankt Petersburgern auch schlicht als Park der Drogenabhängigen bekannt ist.

Franz San Galli war mit der Herstellung künstlerisch gestalteter Zäune, Balcone und Tore bekannt geworden, stellte aber auch Metallkoponenten für Brücken, Teile für Docks der Marine und Pumpen für die Wasserversorgung St. Petersburgs her. Die Umgebung ist als Ligovka bekannt und eine Entsprechung für Berlin Kreuzberg oder Soho. Um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert war ihr Ruf als eine Gegend bitterer Armut, Trunksucht und Hehlerei bereits verfestigt. Nicht nur nachts galt sie schlichtweg als gefährlich. Franz San Galli und seine Fabrik bildeten eine Ausnahme. "Ligovskaya blyad" (Ligovka-Hure) wurde auf Russisch ein feststehender Ausdruck. Und "Was, aus Ligovka kommst Du?" bedeutet ungefähr: "Sonst gehts Dir gut?"

Andererseits kommt man von Logovka mit seiner zentralen Lage leicht sowohl zum Winterpalast als auch nach Moskau oder Paris, weil Bahnhöfe und St. Petersburgs internationaler Flughafen von hier aus leicht zu erreichen sind.

Quelle der Gebäudebilder sowie mancher Angaben hier ist http://www.photofora.com/eugene/ligovka/sangalli/pages/sangalli.htm Hier bzw. in http://sangalli.photofora.com/andreasgruner.htm erfuhr ich auch, dass mein eigener Ur-Urgroßvater durchaus ein Mann von Bedeutung war: Robert San Galli from St. Petersburg was an imperial state councilor and an active businessman seating on different corporate boards and managing several important companies. His business interests ranged from engines to insurance and from building supplies to the manufacture of confectionary products.

Über seinen Bruder Robert meinte Franz San Galli zu seiner Tochter Maria: "Mein treuer Bruder hat sein ganzes Leben lang mit mir die Geschäftslasten bewegt u. wird seinen Nachkommen nicht mehr hinterlassen, als Du jetzt schon hast."

Eine Zeitlang hatte er ein wirklich schwieriges Verhältnis zu ihr. Er fühlte sich als Russe und dem Zarenhaus verbunden (nach der Familienüberlieferung spielte Roberts Enkel, mein Großvater Otto Gruner in den Ferien mit den Zarewitschen), Maria und ihr Mann wanderte angesichts des zunehmenden Russifizierungsdruckes nach Deutschland aus. In seinen letzten Wochen pflegte sie ihren krebskranken Vater, versöhnte sich mit ihm, und drückte dem Toten seine Augen zu.

Wieviel Kontakt die Familien Gruner und San Galli durch ihre verwandschaftliche Bindung wenigstens noch bis zum Tode Otto Gruners miteinander hatten, wurde mir erst im Laufe meiner Recherchen klar. Adele und ihre Kinder besuchten Petersburg regelmäßig. Mein Großvater Otto Gruner soll dann mit den Zarewitschen gespielt haben.

Auf dem Bild rechts sieht man Adele mit ihrem Bruder Otto San Galli, dessen Frau und Kindern. Wohl vorne in der Mitte Irene, die ich 1993 noch in Paris kennenlernte - natürlich war sie damals schon eine alte Frau - und auf deren Aussagen zu ihren Erinnerungen an ihren Gruner-Verwandten ich gleich noch komme.


 

Hinter Adele Gruner ihre Tochter Elsa (oben rechts). Unten links mein Großvater Otto Gruner bei einem Besuch in der Heimat seiner Mutter, ich schätze so ungefähr 1907.

Jetzt aber zu Aussagen von Irene Fardet (dem mittleren Kind im Bild oben) aus ihrem Brief aus Paris 1992: Meine Tante Adele (Gruner, * San Galli) sah ich in Russland während der Ferien; sie war mit einem Deutschen verheiratet (War es nicht ein Minister? … Ich glaube unsere Dienstmädchen sagten das; damit wollten sie sagen, daß er etwas sehr Wichtiges sei. [Anm.: mein Urgroßvater Ernst Gruner war als Gründer und Präsident des Versicherungsaufsichtsamtes schon eine wichtige Person]). Etwa 1930 besuchte sie uns in Paris. 


Ich glaube, die Familie Gruner war sehr reich.

Elsa, meine Cousine (Adele und Ernst Gruners Tochter) war immer in den Ferien da (in St. Petersburg). Schönes junges Mädchen, die sich für uns kleine Kinder nicht interessierte. Später hat sie lange unverheiratet? mit einem sehr reichen Manne zusammen gelebt. Sowas tat man damals nicht! Sie musste dann heiraten … ich weiß nicht mehr. .

rechts der in Petersburg heißgeliebe Erich Gruner

Otto (Gruner), Ihr Großvater; Patenkind meines Vaters Otto San Galli. An ihn erinnere ich mich nicht mehr. Etwa 1924 hat mein Vater die Familie Gruner in Berlin besucht. Das Flugzeugunglück war ein wirkliches Drama! Nicht nur, weil er (1932) so jung starb, ein schon bekannter Rechtsanwalt, aber er wollte sich grade von Ihrer Großmutter scheiden lassen, um die junge Gouvernante zu heiraten. Das junge verführte? Mädchen… das Drama hat uns erschreckt.
Erich, der jüngste Sohn Adeles (und Ernst Gruners), der sogar mit uns spielte! Meine geliebte Schwester und ich vergötterten ihn. Er schickte uns Postkarten. Er fiel dann ganz zu Beginn des Krieges 1914 an der Russischen Front. Wir kleinen Mädchen haben unseren Cousin beweint und seine schließlich völlig zerknitterten Postkarten lange aufbewahrt.
Ernie? Über seinen Vornamen, wohl Ernst, bin ich mir nicht mehr sicher. Er kam zu uns nach Paris. Hat lange Abende mit meiner Mutter auf Deutsch über die Vergangenheit geredet (sie war 1925 gekommen). Ich junges Mädchen habe mit ihm das Versailler Schloß besucht.

Soweit zu den Ergebnissen meiner familienkundlichen Bemühungen. Es war ich, der dies alles zusammen stellte, aus Regionalzeitungen, Kunstbüchern, alten Familienerinnerungen etc. Ich war in Kontakt mit Polen, Russland, Frankreich, Italien und den USA, und forschte persönlich in Coburg, Paris und Pavia.